Walle wirft mit Geld und Ball um sich

■ Länderspiel-Premiere in der Stadthalle: 2.500 Zuschauer, 39 Tore und ein Kahlkopf

Mit 32 Jahren aller Waller Hoffnungsträgerin erkoren: Dagmar Stellberg Foto: W. Steinberg

Der kahlköpfige Sohn Jörg Schröders, dem ehemaligen Handball -Nationaltrainer von Oman, war einer der ganz wenigen, der vergnügt vor sich hinquiekte. Ihm schien das norwegisch -deutsche Gewerfe in der Stadthalle gut zu gefallen. Der Sohn des Bremer Sportlehrers ist aber noch ein Baby.

Rund zweieinhalb Tausend Menschen hatten sich am Samstag in der Stadthalle zum Frauenländerspiel Bundesrepublik gegen die favorisierten Norwegerinnen eingefunden. Die überwiegende Mehrheit verfolgte das Werbespektakel des Veranstalters und Bremer Bundesligaaufsteigers TuS Walle eher mit hanseatischer Zurückhaltung.

Außer einigen wohlplazierten Sieben-Meter-Würfen der Damen in ihren ausgesprochen unvorteilhaft geschneiderten Hosen mit den unvermeidlichen schwarz-rot-goldenen Säumen gab es wenig zu beklatschen. Dabei war der Versuch, das Bremer Publikum wieder an erstklassigen Handballsport zu gewöhnen, generalstabsmäßig geplant worden. Der Tus Walle, so etwas wie SSC Neapel für arbeitslose Werftarbeiter, hatte sich viel diesem Länderspiel versprochen. Zum einen konnte der sponsorenschwere Erstligist den angereisten Herren vom Deutschen Handballbund beweisen, wie im schmuddeligen Bremer Westen geklotzt wird, zum anderen wollte er mit dem bundesdeutschen Zugpferd den eigenen Aufwärtstrend sybolisieren. Immerhin spielten mit der früheren Rumänin Klara Orban und dem reaktivierten Vollprofi Dagmar Stellberg zwei Waller Spielerinnen im Bundes-Kader. Ob das geklappt hat, sei dahingestellt - den Mienen der ZuschauerInnen war nach der 19:20 Niederlage nichts zu entnehmen - Herrn Schröders Sohn mal ausgenommen.

Fest steht jedenfalls, daß auch im Frauenhandball mit großen Summen jongliert wird und in dieser Disziplin ist Walle schon jetzt unschlagbar. Kaum aufgestiegen, wird bereits vom Europapokal geredet - das auf dem internationalen Markt erworbene „Spielermaterial“ soll's möglich machen. Daß dazu eigens ausländische Spielerinnen eingebürgert werden ist bundesweiter Usus. Sicher ist auch, daß der TuS Walle den einzig erfolgbringenden Weg beschreitet. Mit viel Geld ist das möglich, das zeigte auch die vor Werbung triefende Veranstaltung in der Stadthalle.

Mins Minssen jr.

S.a. Bericht auf der überregionalen Leibesübungen-Seite

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