: Die Flaute von Sylt
■ Die Deutsche Meisterschaft im Funboardsurfen in Westerland mußte abgebrochen werden
PRESS-SCHLAG
Lange Gesichter bei Organisatoren, Sponsoren und Aktiven der 2. Deutschen Meisterschaft im Funboardsurfen in Westerland auf Sylt. Die Natur hat allen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Während am Mittwoch noch zwei Kursrennen ausgetragen wurden und Anfang der Woche der Wind gar für einen „Wave Contest“ langte, ließen die Windverhältnisse am Wochenende mit 2 bis 3 Beaufort keine Wettkämpfe mehr zu. So gehen auch die bereits ausgetragenen Rennen nicht in die offizielle Wertung ein, da zur Deutschen Meisterschaft mindestens fünf gültige Wettfahrten gehören.
Der mit einer Knieverletzung an den Start gegangene Axel Ohm aus Hamburg behält somit seinen Titel aus dem vergangenen Jahr, obwohl er bei den beiden ausgetragenen Kursrennen erst hinter Dietmar Kornelli aus Bad Tölz über die Ziellinie ging. „Meine Disziplin ist eigentlich der Slalom, zudem kann ich mein Bein immer noch nicht richtig belasten“, sagte der 27jährige Ohm nach dem Rennen entschuldigend.
Trotz weitgehender Flaute stieß die Veranstaltung auf reges Medieninteresse. Allein im Fernsehbereich waren von der Jugendsendung elf 99 aus der DDR bis hin zu „Tele 5“ elf Stationen vertreten. Und die wollten natürlich auch Bilder mit nach Hause bringen. So wurden die gefrusteten Surfer dann noch eigens zu Fernsehaufnahmen aufs glatte Wasser gebeten.
Dabei sollte die Meisterschaft doch zu einer Werbung für den Windsurfing-Sport werden. „Ho he Windwahrscheinlichkeit“ versprach die Pressemitteilung des Veranstalters. Presseboote waren gemietet, Hubschrauber gechartert und über drahtlose Mikros sollten die Zuschauer am Strand direkt über das Geschehen auf dem Wasser informiert werden. Doch gute Surfregatten brauchen halt mehr: Wind.
Dabei sind es gar nicht unbedingt die Regatten, die den besonderen Reiz des Sportes ausmachen. „Die schönsten Augenblicke sind die, wenn du an einem schönen Tag abseits vom Leistungsdruck in der Brandung bist und die Wellenberge abreitest. So ein Augenblick entschädigt dann für vieles“, schwärmt Axel Ohm, der auch im Worldcup startet.
In zwei Monaten gastiert der Weltcup-Zirkus für eine Woche auf der Nordseeinsel und die Surfgemeinde wird wieder bangen. Aber vielleicht hat Mutter Natur ja dann ein Einsehen.
Carsten Erdmann
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