: Schriftsteller wollen sich nicht vereinigen
■ Zensierte wehren sich gegen deutsche Vereinigung mit den Zensoren / Carl Amery, PEN-Zentrum BRD, fordert die Auflösung des DDR-PEN
Berlin (taz) - Im deutsch-deutschen Streit des Autoren -Verbandes PEN hat sich der Präsident des bundesrepublikanischen PEN-Zentrums, Carl Amery, für die Auflösung des DDR-Verbandes ausgesprochen. „Keine Rede“ sei von einer Vereinigung der deutschen Autoren-Vereinigungen, sagte Amery. Der Hintergrund: Wie soll der Schriftssteller Joachim Seyppel zusammen mit dem ehemaligen SED -Kultursekretär Klaus Höpcke Mitglied in demselben PEN sein, der 10.000 Stück seines Buches Hinten weit in der Türkei zensierte und einstampfen ließ? Wie soll Erich Loest, der nach einem Gefängnisaufenthalt ausgebürgert wurde, mit den Autorenkollegen im PEN zusammensitzen, die in seiner Stasi -Akte als Denunzianten auftauchen?
Am vergangenen Freitag war ein „vertrauliches Informationsgespräch“ des westdeutschen PEN-Zentrums angesetzt, bei dem die Exil-DDR-Schriftsteller die Namen ihrer Zensoren aus dem DDR-PEN nennen sollten. Aber Sarah Kirsch, Günter Kunert und andere wollten sich weder als „Waschanlage“ noch als Denunzianten mißbrauchen lassen. Die taz fragte Carl Amery, wie der bundesdeutsche PEN das Problem lösen will.SEITE 4 UND SEITE 10
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