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Was trägt ein Gentleman im Kopf?

Die aufregendsten Meldungen kommen in diesem Sommer aus Großbritannien: Die Königinmutter wurde letzten Samstag neunzig, Prinzessin Diana bekam im Juli einen Brandsatz per Post geschickt, das Paradepferd von Königin Elisabeth verstarb, und Prinz Charles fiel vom Polopony, natürlich stilvoll, wie immer.

Was das genau ist, Stil, das können die Inselbewohner jetzt in einem Rat

geber nachlesen. Der Chefredakteur des feinen Magazins 'Britisch Style‘, John Taylor, nimmt sich all diejenigen vor, die nicht sorgfältig auf ihr Aussehen achten. Ein „echter“ Gentleman trägt seiner Meinung nach stets ein weißes Hemd und dezente Socken, die farblich zu den Schuhen passen; verpönt sind Turnschuhe, Strümpfe in schreienden Farben oder gar T-Shirts mit aufgedruckten Slogans. „Wirklich arrogant sind die Männer, die meinen, daß man sie nehmen soll wie sie sind - mit allen ihren Fehlern“, entrüstet sich Taylor. Es

sei überhaupt keine Eitelkeit, seine äußerlichen Unzulänglichkeiten zu erkennen und zu kaschieren - zur Freude derjenigen, die einen anschauen müßten, meint der gute Mann. Ein wirklicher Herr kleide sich dezent und geschmackvoll. Er trage weder Ohrringe noch ein Kettchen oder Medaillon, einziger Schmuck seien ein Siegelring und eine Krawattennadel - mit einem teuren Stein, aber sonst ganz schlicht, versteht sich. Aber nie, niemals zeigt sich ein Gentleman in Jeans oder im Jogginganzug in der Öffentlichkeit.

Für die Stadt sei eine Kleidung in Brauntönen angemessen, behauptet Taylor. Ein Gentleman dürfe zwar seine Hemdsärmel hochkrempeln, niemals aber bis über die Ellenbogen. Verpönt ist es seiner Ansicht nach auch, den Markennamen eines Kleidungsstückes zur Schau zu tragen. So etwas tun nach den Worten des Journalisten nur „Ungebildete“. Was ein wahrer Gentleman im Kopf trägt, darüber machte Mr. Taylor keine Angaben, aber wahrscheinlich ist es was leichtes, dezentes, Magerquark oder so.

Karl Wegmann

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