: US-Streitkräfte werden umstrukturiert
■ Eine von vier Abteilungen für „flexible Einsätze“ in der Dritten Welt und in Nahost vorgesehen
Berlin/Washington (taz) - Die USA wollen ihre Streitkräfte bis Mitte der 90er Jahre durch Umstrukturierung und Reduzierung der veränderten Weltlage anpassen und vor allem auf Einsätze im Nahen Osten und den Ländern des Südens vorbereiten. Die Beschaffung neuer strategischer Waffensysteme, bei der es nach dem Willen der Bush -Administration bleiben soll, ist im US-Kongreß umstritten.
Am Rande seines Treffens mit der britischen Premierministerin Thatcher in Aspen/Colorado erklärte Präsident Bush kurz zuvor bekanntgewordene Pentagon-Pläne zur offiziellen Politik seiner Administration: die Streitkräfte sollen künftig in vier Abteilungen organisiert werden. Eine Abteilung ist für „flexible Einsätze“ in Ländern des Südens zuständig, eine zweite für den Atlantik -Bereich, zu deren Gebiet auch der Nahe Osten gehören soll. Eine dritte Abteilung hat die Verantwortung für US -Streitkräfte im Pazifik und die vierte ist zuständig für die Atomwaffen der USA. Die Zuordnung der Nahost-Region zur Atlantikabteilung, zu der auch die der Nato zugeteilten und in Westeuropa stationierten US-Streitkräfte gehören sollen, könnte künftig zu einer stärkeren militärischen Involvierung westeuropäischer Nato-Länder im Nahen Osten führen. Bush begründete diese Umstrukturierung unter Bezugnahme auf den irakischen Überfall auf Kuwait damit, daß die USA weiterhin in der Lage sein müßten, „globalen Bedrohungen wie Terrorismus, Geiselnahme und unberechenbaren Herrschern entgegenzutreten“. Im Zuge dieser Umstrukturierung soll die Zahl der US-Soldaten von derzeit 2,1 Millionen um 442.000 verringert werden; von den 225.000 GI's in Westeuropa sollen 100.000 bis 125.000 abgezogen werden.
Bei der Beschaffung neuer strategischer Waffensysteme wie der MX-Interkontinentalrakete oder dem Tarnkappenbomber B2 soll es nach Bushs Angaben ebenso bleiben, wie bei der „Strategische Verteidigungsinitiative“ (SDI) genannten Forschung und Entwicklung von Weltraumwaffen. Unter dem Eindruck der irakischen Invasion in Kuwait bewilligte der US -Senat am Donnerstag mit der zuvor nicht erwarteten großen Mehrheit von 97 gegen zwei Stimmen die von der Administration beantragten 4,6 Milliarden US-Dollar für den B2-Bomber. Ein Sperrvermerk sieht die Auszahlung der Gelder erst nach erfolgreichem Abschluß einer neuen B2-Testserie vor. Das US-Repräsentantenhaus hatte die weitere B2 -Finanzierung am Dienstag noch abgelehnt.
Andreas Zumach
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