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Bologna-Bombe „nicht faschistisch“?

■ Italiens Ministerpräsident Andreotti will Geschichte „bereinigen“ und die Neofaschisten aufwerten

Rom (taz) - Erschütterung und massive Proteste gegen eine neue „Provokation des demokratischen Italien“ (PCI) durch Ministerpräsident Andreotti. Italiens christdemokratischer Regierungschef hat sich ausgerechnet die Trauerfeier zum 10. Jahrestag des Blutbades vom 2.8.1980 am Bahnhof von Bologna ausgesucht, um die „Entfernung des Wortes 'faschistisch‘ als Attentatszurechnung von den Gedenksteinen zu fordern. Zwar ist der Anschlag gerichtlich unaufgeklärt und damit ungesühnt, doch daß die Tat nicht faschistischer Natur war, weiß das 70jährige DC -Stehaufmännchen, das in fast zwei Dutzend Untersuchungsausschüssen selbst immer wieder in die Nähe von Verschwörerzirkeln geraten ist, offenbar aus unfehlbaren, direkten Quellen. Tatsächlich haben die Honneurs für die Faschisten auch diesmal wieder etwas mit der Stehauf -Qualität des seit 40 Jahren Politik bestimmenden Schlitzohrs zu tun: In den letzten Tagen hat just die Neofaschisten-Partei MSI das von Andreotti und Sozialistenchef Craxi durchgepeitschte Mediengesetz gerettet. Ein großer Teil der Christdemokraten hatte dagegen gestimmt. Außerdem bereitet sich Andreotti für die Kandidatur zur Wahl des Staatspräsidenten vor, die er wahrscheinlich nur mit neofaschistischer Hilfe durchsetzen kann.

MSI-Chef und Altfaschist Pino Rauti, hat damit einen enormen Prestigeerfolg eingefahren. Andreotti erhob ihn damit in den Rang eines Koalitionspartners: Er nannte Rauti ausdrücklich als Urheber des Vorschlags für die Eliminierung des Wortes „faschistisch“.

Werner Raith

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