piwik no script img

Cesar Gaviria - ein neuer Mann der Mitte

■ Der neue Präsident will Konservative wie auch einen Ex-Guerillero an der künftigen Regierung beteiligen

Cesar Gaviria, dessen heutigen Amtsantritt rund 10.000 in der Innenstadt von Bogota zusammengezogene Soldaten und Polizisten absichern, ist mit 43 Jahren der jüngste Präsident, den Kolumbien je kannte. Am 27. Mai hatte der frühere Innenminister als Kandidat der Liberalen Partei mit 48 Prozent der Stimmen den Wahlsieg über die andere große traditionelle Partei des Landes, die Konservativen, davongetragen. Gaviria selbst, von Beruf Volkswirt, gibt sich als Mann links von der Mitte aus. Die Kandidatur fiel ihm zu, nachdem ein Killerkommando der Drogenmafia den äußerst populären Kandidaten der Liberalen, Luis Carlos Galan, im August des vergangenen Jahres ermordete und damit den Startschuß zum Krieg zwischen Kokainbaronen und Regierung gab.

Gaviria wird neben Politikern der Konservativen, die er als zweitstärkste Partei verfassungsgemäß an der Regierung beteiligen muß, mit Antonio Navarro auch einen Ex -Kommandanten der linksnationalistischen Guerilla M-19 ins Kabinett holen. Schlüsselministerien wie das Innen-, Außen und Finanzministerium bleiben allerdings in liberaler Hand.

Als erstes großes Projekt will Gaviria eine Verfassungsreform durchsetzen. Um die politische Linke zufriedenzustellen, die sich vornehmlich in der „Patriotischen Union“ (UP) organisiert hat, hatte Virgilio Barco im Mai gleichzeitig mit den Wahlen auch darüber abstimmen lassen, ob sich das Land eine neue Verfassung geben soll. Da im Parlament in Bogota nicht moderne Parteien vertreten sind, sondern eher Klientel-Gesellschaften der mächtigsten Familien des Landes, hoffen viele Kolumbianer auf eine neue Verfassung.

Von seinem liberalen Vorgänger Virgilio Barco übernimmt Gaviria eine im Vergleich mit andern lateinamerikanischen Staaten, nicht zuletzt aufgrund der Drogendollars, relativ stabile Wirtschaft. Trotz einer Auslandsverschuldung in Höhe von 17,5 Milliarden Dollar betrug das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr 3,2 Prozent.

thos

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen