Lesben wollen Roma helfen

■ SPD-Fraktionsbüro besetzt und von der Polizei gleich wieder geräumt hier bitte das Foto mit dem Transparent

Termin hin, Termin her, der junge Mann in grün und sein Aktenköfferchen mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Männer waren nicht erwünscht als 18 „Lesben und andere Frauen“, wie sie sich selber nennen, gestern Vormittag vorübergehend das Büro der SPD-Bürgerschaftsfraktion am Altenwall besetzt hielten. Sie forderten ein unbefristetes Bleiberecht für die 15 von der Abschiebung bedrohten Bremerhavener Roma-Familien. „Die drohende Abschiebung der Bremerhavener Roma ist für uns ein Ausdruck direkter patriarchaler Gewalt“, sagte eine Sprecherin der Frauen, „wir Lesben wissen sehr genau, was es heißt, unter patriarchalen Gewaltverhältnissen zu leben“. Am Mittwoch war nach dem Rom Ekrem Imer schon die zweite Familie direkt nach Jugoslawien abgeschoben worden.

„Bremen allein kann das Problem nicht lösen“, beteuerte der eilig herbeitelefonierte Senatsdirektor im Innenressort, Helmut Kauther, „das würde eine Sogwirkung verursachen.“ Doch die Besetzerinnen forderten für die Roma eine Duldung entsprechend der Bremer Sonderegelung für Kurdinnen. Bervor das Bleiberecht nicht verbürgt sei, drohten die mit reichlich Kaffee und Vollkornbrötchen ausgestatteten Frauen, würden sie sich nicht vom Fleck rühren. „Notfalls bleiben wir auch über Nacht“. Er wolle versuchen, die Bremer Senatoren zu einer außerodentlichen Senatssitzung zu überreden, entgegenete Kauther und ging.

Dazu sollte es aber nicht mehr kommen. Schon Mittags holten die Genossen die Polizei. Ohne „Prellungen und verstauchte Hände“ ging die Räumung nach Aussage der Frauen nicht über die Bühne. Die SPD hat gegen die Besetzerinnen Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs erhoben. Ob es dabei bleibt, konnte Fraktionsgeschäftsführer Niestedt bis zum Abend nicht sagen. „Da muß ich noch eine Nacht drüber schlafen“.

Susanna Moßmann