: Korruption in der Bauverwaltung
■ Festnahme eines Sachbearbeiters und Ermittlungen gegen sieben Bedienstete wegen Bestechlichkeit
West-Berlin. Ein Sachbearbeiter im Bereich Bahnbau der Westberliner Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen ist unter dem Verdacht der Bestechlichkeit verhaftet worden. Ihm wird vorgeworfen, im Zusammenhang mit Ausschreibungen zur Sanierung der S-Bahn von Mitarbeitern eines Berliner Tiefbauunternehmens Geld und Sachleistungen erhalten zu haben. Das teilte Justizsprecher Cornel Christoffel gestern mit. Der Sachbearbeiter sei bereits am Mittwoch festgenommen worden und befinde sich in Untersuchungshaft. Gegen sieben weitere Bedienstete der Senatsbauverwaltung liefen in diesem Zusammenhang noch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin.
Als Gegenleistung für Bargeld - das durchschnittlich einmal pro Woche in einem Briefumschlag an den Hauptsachbearbeiter ausgehändigt worden sei - für Baustoffe, Büromöbel und Reisekosten soll der Beschuldigte in der Zeit von Februar 86 bis Juni 88 der Firma bei insgesamt fünf Bauvorhaben ermöglicht haben, durch Absprachen mit anderen Bauunternehmen überhöhte Preise durchzusetzen. Dabei habe er zwei Prokuristen des Bauunternehmens, gegen die ebenfalls ermittelt werde, Informationen über geplante und laufende Ausschreibungen im S-Bahn-Bau zugänglich gemacht. Außerdem soll er zusammen mit den Prokuristen Preise kalkuliert und Leistungsverzeichnisse - teilweise auch für Konkurrenzfirmen - ausgefüllt haben. Die so zusammengestellten Angebote seien der Bauverwaltung als eigene Offerten zu den jeweiligen Ausschreibungen übersandt worden. Der Hauptsachbearbeiter wurde inzwischen mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Nach Angaben von Bauverwaltungssprecher Weniger habe man erst gestern Details erfahren. Bereits vor zwei Monaten habe die Polizei, die seit Dezember in diesen Fällen ermittelt, bei drei Mitarbeitern der Bauverwaltung um Akteneinsicht gebeten. Bei einem der drei habe es sich um den jetzt Festgenommenen gehandelt, Weniger wußte jedoch nicht, ob der damalige Vorgang mit der aktuellen Festnahme in Zusammenhang steht.
taz/dpa
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