: Der Hang zur Schlange
Die edlen Hunde der New Yorker Reichen brauchen sich nicht mehr den ganzen Tag zu langweilen. Während ihr Herrchen oder Frauchen an der Wall Street mit Millionen Dollars jonglieren, können sie sich im „Yuppie Puppy“, einen Tageshort für Hunde aus den besten Familen unter sozial Gleichgestellten die Zeit vertreiben. Für den Mittagsschlaf stehen Betten in klimatisierten Räumen bereit und zur geistigen Ablenkung läuft rund um die Uhr ein Fernseher. Der Trend zu Hund oder Katze als Haustier ist in den USA ungebrochen, in Europa so scheint es, schaffen sich immer mehr Leute exotische Viecher als Haus- und Wachtiere an. Als Hüterin seines Heroindepots hat zum Beispiel ein
Dealer aus Köln eine giftige Vogelspinne eingesetzt. Die Spinne bewachte das todsichere Versteck mit zwei Gramm Heroin und 4.000 D-Mark Bargeld in einem Terrarium. Als Polizisten bei einer Wohnungsdurchsuchung das Versteck entdeckten, mußten sie Herrchen bitten den Stoff selbst herauszuholen.
Zwei ägyptische Kobras, elf Pythons, eine Klapperschlange und jede Menge anderes giftiges Getier hat die Polizei letzten Sonntag bei einer Durchsuchung einer Wohnung in Den Haag gefunden. Die Ordnungshüter fanden die Tiere als sie in der Wohngemeinschaft nach gestohlenen Computern und Audiogeräten suchten. Als sie die Eingangstür öffneten schlug ihnen „unglaublicher Gestank“ entgegen. Neben den schon erwähnten Kriechtieren bevölkerten noch Kreuzottern, Schildkröten, eine
Vogelspinne, Ratten, Frettchen und Zwergpapageien die Räume.
Daß die Eigentümer einer Wohnung in Kassel die Grenzen des „ordnungsgemäßen Gebrauchs ihrer Wohnung“ überschritten haben, indem sie dort elf Schlangen, darunter
drei etwa zwei Meter lange Boas sowie eine große Zahl von Mäusen und Ratten als Lebendfutter hielten, hat soeben das Oberlandesgericht in Frankfurt entschieden. „Das bei den Miteigentümern nachvollziehbare Unbehagen“ genüge, um diese Art der Tierhaltung zu verbieten, weil sie „das gemeinsame Zusammenleben empfindlich stört“, meinten die Richter. Die Nachbarn hatten an der eigenwilligen Tierhaltung Anstoß genommen. Der Streit ging vom Amts- und Landgericht Kassel bis zum Oberlandesgericht in Frankfurt, und das machte den Tierliebhabern klar, daß die Haltung von Reptilien „den hiesigen soziokulturellen Vorstellungen“ widerspricht.
Das einzige Tier was wirklich zu unserem Charakter paßt, ist und bleibt der Deutsche Schäferhund!
Karl Wegmann
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