taz auf Raum-Patrouille

■ Leerstehende und verfallene Häuse, taz-serienmäßig besucht / Teil fünf

Zwecklos seit über 12 Jahren Foto: Wolfram Steinberg

taz auf Raum-Patrouille

Leerstehende und verfallene Häuser, taz-serienmäßig besucht / Teil fünf

Die Alarmanlage von Nummer 26 hat nichts mehr zu bewachen, das Haus in der Burger Heerstraße steht leer. Seit März erst, „und das“, befindet eine Anwohnerin mit Pudel, „geht ja noch. Außerdem soll da bald wieder ein Geschäft rein“. Wann allerdings, und was für ein Geschäft, kann die hundehaltende Dame auch nicht genau sagen. Doch dieser Leerstand stört die Burger Bürger kaum: Denn an dem stattlichen Mehrfamilienhaus sind die Fensterscheiben noch heil, der Fassadenputz ist weiß. In Rage geraten die Bürger aber, wenn es um's Nachbarhaus, die Nummer 24, geht. „Gehn Sie da mal rein, das stinkt, das halten Sie im Kopf nicht aus!“, wettert ein aufgebrachter Nachbar. Er stürmt den grellblauen Flachbau, reißt zu Demonstrationszwecken sowieso schon lose Kabel aus der Wand, und schlägt fast lang hin auf dem dem kaputten Boden. „Ein Saustall, zu nichts mehr zu gebrauchen!“

„Ganz früher einmal, vor zwölf Jahren etwa, war da eine Wäscherei drin“, erinnert sich eine bedächtig Birnen sortierende Obstverkäuferin. Seit dem Bankrott der Wäscherei steht das Haus leer. Gelegentlich dient es nun Obdachlosen als Nachtquartier, verschiedenen Kinos und Discotheken als Plakatwand und auch die Zeugen Jehovas haben ein kleines Messingschildchen auf die abgeblätterte Außenwand genagelt, um Interessierten den Weg zu ihnen zu weisen und die Zeiten ihrer Gottesdienste bekannzugeben. Ansonsten schimmelt Haus 24 sachte vor sich hin. „Ein Schandfleck ist das“, klagt die Ostverkäuferin, deren Wohnzimmer direkten Blick auf das blaue Unglück bietet. Hätte sie etwas zu sagen, sie ließe das Haus abreißen.

Aber sie hat nichts zu sagen, und überhaupt fühlen sich die Anwohner übergangen. Etliche Unterschriften, vom Bürgerverein Burg mühsam zusammengesammelt, verschwanden unbeachtet in Behördenschubladen. Auch der letzte Vorstoß des Ortsamteszur Zwangsversteigerung, verlief im Sande.

SMo.