Der Krieg am Golf ist ein alter Hut

Die Prophezeiungen des französischen Astrologen Nostradamus aus dem Jahr 1555 haben den islamischen Ursprung des letzten internationalen Konflikts des Jahrhunderts vorausgesehen. Sie erscheinen nach dem Ausbruch der Golfkrise in neuem Licht - wenn man sie nur richtig deutet.

Der Autor Jean Charles de Fontbrune hat die „Prophezeiungen“ des alten Sehers in klingende Münze verwandelt. Sein Buch Nostradamus, Historiker und Prophet wurde 1980 ein Bestseller. Dem Mittleren Osten ist darin ein ganzes Kapitel gewidmet. Einer der gereimten Vierzeiler des einstigen Leibarztes Karl IX. versichert: „Die große Bande und anti

christliche Sekte der Moslems wird sich in Irak und Syrien unweit des Euphrat mit einer Panzerarmee erheben und das christliche Gesetz als ihren Feind betrachten.“ An einer anderen Stelle heißt es nicht weniger eindrucksvoll, „die Iraker werden gegen die Verbündeten Spaniens marschieren, während sich die Leute amüsieren, lachen und Feste feiern, und das ganze Volk schläft.“ Noch deutlicher ist ein Vers, wonach „der arabische Führer den Krieg und die Subversion gegen die königliche Souveränität auslösen und die Macht der Kirche durch eine Invasion vom Meer untergehen wird. Rund eine Million Soldaten werden in Iran sein, und Satan wird in der Türkei und in Ägypten einfallen.“ Mann oh Mann, da steht uns ja noch einiges bevor. 27 Jahre soll laut Nostradamus der Krieg dauern und mit einem Sieg des Westens en

den. Daß der Irak „seine Streitkräfte in Frankreich verlieren“ wird, wie Nostradamus weissagte, ist schwer zu schlucken, aber darauf kommt es ja auch gar nicht an. Hauptsache, der Astrologe hatte halt irgendwo irgendwann einmal richtig getippt, dann

fühlen sich die Sternengucker und Esoterik-Freaks schon glücklich. Und dafür sorgt Autor Fontbrune. Als der Ärger am Golf losging, hat er sich gleich an die Arbeit gemacht und die vor zehn Jahren noch recht obskur erscheinenden Vierzeiler neu gedeutet. Das war alles andere als einfach, denn zum Zeitpunkt des Konflikts liefert Nostradamus nur ein einziges Schlüsseldatum. Er schreibt, daß im Juli 1999 ein großer, furchterregender Führer kommen wird, während der Krieg „davor und danach“ andauert.

„Es handelt sich nicht um das Ende der Welt“, betont Fontbrune, „aber das Ende einer Zivilisation“, und er erinnert daran, daß Nostradamus danach tausend Jahre Frieden angekündigt hat, die der Ära des Wassermanns entsprechen. Und das ist nun wirklich beruhigend.

Karl Wegmann