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„Mein Kampf“ für 3 Mark

Als „politisch und gesellschaftlich wirkendes Theater“ möchte das Maxim-Gorki-Theater auch in der Spielzeit 1990/91 weiterwirken, versprachen am Donnerstag Intendant Albert Hetterle und sein neuer Chefdramaturg Klaus Pierwoß, bisher Intendant des Schauspiel Köln. Pierwoß hat schon früher mit DDR-Regisseuren zusammengearbeitet. Ausgehend davon, daß Berlin auf alle Fälle Hauptstadt des Theaters werde, und überzeugt von der Qualität des DDR-Theaters, habe ihn das Angebot des Maxim-Gorki-Theaters am meisten gereizt. Von den vier Spielplanvorhaben im großen Haus sind erst zwei fest: Die Cocktail Party von T.S. Eliot sowie die Feydeau -Komödie Du bist dran, ich passe. Je eine Inszenierung ohne Stückfestlegung haben Rolf Winkelgrund und Thomas Langhoff übernommen. Gegenüber einer durch die 'Berliner Zeitung‘ bekanntgewordenen Studie zweier Mitarbeiter des Ministeriums für Kultur, in der das Maxim-Gorki-Theater als qualitativer und finanzieller Problemfall abgehandelt wird, verwahrte sich das Theater, das allein beim letzten Theatertreffen mit zwei Inszenierungen vertreten war. Entgegen der Behauptung, die Theater der DDR seien leer, konnte Hetterle von einer 77prozentigen Auslastung bei 449 Plätzen im ersten Halbjahr berichten. In Zukunft benötigte das gegenwärtig mit fünf Millionen subventionierte Theater allerdings eine dreifache Etaterhöhung, wobei die Auszahlung vorwendig zugesagter Gelder in Höhe von 250.000 DM nachwendig verweigert wird. Trotzdem sind die Eintrittspreise auch für währungsreformgeprüfte BerlinerInnen erschwinglich: Karten von 3 bis 28 DM, bei Ermäßigungen um 50 Prozent für Arbeitslose, Armisten und anderweitig Arme oder Besitzer von Hausanrechten sind von 14 bis 20 Uhr an der Kasse zu erwerben.

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