Fairneß im Eimer

■ Irre brutal: Bundesligaspieler treten nicht nur Gegner, sondern jetzt auch Erfrischungsgefäße!

PRESS-SCHLAG

Bevor wir uns dem heutigen Thema des Tages widmen, singen wir mit der deutschen Nationalmannschaft (West) zuerst einmal eine Strophe von deren WM-Lied Fußball ist unser Leben. Damit stellen wir unter Beweis, daß wir der Sache als solcher (Fußball) positiv gegenüberstehen. Anschließend entzünden wir für den Deutschen Fußball Bund (DFB) eine Kerze und bekennen: Ja, wir nehmen den Fußball ernst, manchmal sogar bierernst.

Prost.

Damit haben wir den nötigen Rückhalt, unschöne Dinge ansprechen zu können, ohne gleich als Nestbeschmutzer zu gelten. Hätten wir nämlich vor, den Fußball zu verunglimpfen, so stünde hier nichts als der Vorschlag, vor jedem Bundesligaspiel sollten die Teams gemeinsam zur Einstimmung Ja, wir sind die lustigen Holzhackerbuam singen. Nein, so nicht!

Trotzdem gestatten wir uns, einer gewissen Irritation Ausdruck zu verleihen, die entstanden ist wegen dreier Vorfälle am Samstag. Rote Karten für die Herren Roos, Funkel, und Schulz. Da ist nun weiter nichts dabei, denn Fußball ist - das wissen wir von Franz Beckenbauer - eben etwas anderes als Schach. Es geht vielmehr um das Drumherum.

Weil es keiner gewesen sein will, respektive der, der glaubt es gewesen zu sein, in Wahrheit ferngesteuert gewesen sein soll. Das ist zugegebenermaßen verwirrend, weshalb Fall für Fall separat verhandelt wird.

Da ist zuerst Wolfram Funkel aus Uerdingen, welcher den Spieler Ali Ibrahim mit einem nicht einmal beim Eishockey erlaubten Körperangriff auf den Rasen gestreckt hat. Manager Felix Magath sah darin ein „Allerweltsfoul“ und fände eine Sperre „einen schlechten Scherz“. Das bleibt einfach hier stehn mit dem Verweis auf das Beck'sche Rechtswörterbuch (8. Auflage), „daß das Fehlen des Bewußtseins, Unrecht zu tun, den Vorsatz nicht ausschließt“.

Axel Roos wiederum sieht sich zurecht mit Rot bedacht, hätte bei seinem Abgang aber gern Andy Möller dabeigehabt nach dem „gegenseitigen Gerangel„; der durfte bleiben und sieht in Roos „normalerweise einen fairen Spieler“ vielmehr sei der nur williger Vollstrecker Feldkamp'scher Anweisung. Kalli F.: „Ich bin entsetzt.“

Unschuldig fühlt sich auch Michael Schulz. Der hat zwar Daniel Simmes nach sieben Minuten verschärft brutal niedergemäht, dem Schiedsrichter Föckler aber danach „versprochen, nicht mehr zu foulen“. Hat er dann doch, und als nach einer Ermahnung Simmes nochmal kippte stand fest, daß Schulz Hans Kindermann zum dritten Mal binnen eines Jahres begegnen wird.

Beim letzten Mal hat der Dortmunder einen Linienrichter getreten (acht Wochen Pause), und diesmal traf es einen gänzlich Unschuldigen: an der Auslinie stand zur Erfrischung ein gelbes Gefäß mit Wasser. Völlig zerbeult und malträtiert wurde der Arme, und die Arbeitsgemeinschaft „Rettet die Eimer“ hat sich erbost an die taz gewandt: „Hütet euch!“

Wir geben die Warnung hier gern weiter, denn um die Fußballer kümmert sich schließlich in ausreichendem Maße der DFB mit seiner „Fair geht vor„-Kampagne.

Herr Thömmes