: Wo der Rücken zur Schule geht
■ Eingetragener Verein will BremerInnen eine gute Haltung beibringen
Yoga - das kennt man ja noch, aber wer weiß schon, was „Zilgrei“ bedeutet oder „Eutonie“? Das eine ist abgekürzt, das andere griechisch, und beides dient der Behandlung von Rückenleiden. In der jüngst gegründeten „Rückenschule“ zu Bremen kann dem, den sein Kreuze quält, mit so unkonventionellen Methoden Linderung verschafft werden.
Doch nicht nur den rückenlei
denden Bremern ist mit dieser Schule geholfen. Inga Zeiß, Sportlehrerin, und Bernard Bertram, Körpertherapeut, waren beide arbeitslos, als ihnen die Idee für eine solche Schule kam. Um eine Grundlage für die Arbeit zu schaffen, wurde ein Kredit aufgenommen, eine alte Werkstatt angemietet und die „Rückenschule“ als gemeinnütziger Verein in die städtischen Register eingetra
gen. Am ersten Februar dieses Jahres waren aus der ehemaligen VW-Werkstatt Büros und zwei Übungsräume geworden, und mit einem Stamm von über 20 Lehrern unterschiedlichster Provenienz hatten die Gründer ein umfangreiches Kursprogramm zusammengestellt.
Mit Rücken- und Ausgleichsgymnastik, Haltungs- und Bewegungsschulung oder speziellen Anti-Stress-Programmen werden die haltungsbewußten BremerInnen dort umworben. Teilnehmen können alle, die der Rücken plagt. Akute Krankheitsfälle werden allerdings nur in Ausnahmefällen versorgt. „Deswegen arbeiten wir auch so gut mit Physiotherapeuten und Krankengymnasten zusammen. Wir betreiben primär Vor- und Nachsorge“, erklärte Bertram, keine Konkurrenz also.
Um die Finanzierung der Kurse brauchen sich Notleidende in Zukunft auch keine Sorgen mehr zu machen. Fast alle Krankenkassen erstatten inzwischen 40-80 Prozent der Gebühren, die Betriebskrankenkassen zahlen sogar alles. Einzig die AOK macht Bertram noch Sorgen. Die nämlich will nach der Sommerpause ein Konkurrenzunternehmen eröffnen. „Wir bieten ab Herbst eigene Kurse an, kostenlos für unsere Mitglieder“, so der AOK-Pressesprecher Wilfried Mysegaes.
Obwohl das Sommerhalbjahr ziemlich flau war, glaubt Bertram fest an das Projekt. Zwar haben die Gründer knapp 30.000 Mark Schulden, und die Schülerzahlen sind auch noch zu niedrig, aber, prophezeit er, „es sieht so aus, als ob das Ganze jetzt ganz groß gehen würde“.
sum
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