piwik no script img

Nationale Allianz gegen Bhutto-Partei

■ Politische Gegner Bhuttos schließen sich für Wahlbündnis gegen PPP zusammen / Wahlkampfauftakt am Gedenktag für den abgestürzten Präsidenten Zia-ul Haq / Sein Sohn Ejaz polemisiert gegen Übergangspremier und Ex-PPP-Politiker Jatoi

Islamabad (taz/afp) - Die von der früheren Premierministerin Benazir Bhutto geführte Pakistanische Volkspartei (PPP) wird sich bei Wahlen am 24. Oktober einer Nationalen Allianz aller anderen Parteien gegenüber sehen. Die Parteien kamen am Sonntag überein, der PPP bei der Bewerbung um die 207 Mandate im Parlament sowie um die Sitze in den vier Provinzversammlungen jeweils einen gemeinsamen Kandidaten gegenüberzustellen. Damit soll eine direkte Auseinandersetzung mit der ehemaligen Regierungspartei herbeigeführt werden.

Das Abkommen wurde unter Vorsitz des Interimpremiers Mustafa Jatoi bei einem Treffen der Isamischen Demokratischen Allianz (IJI) und der Vereinten Oppositionsparteien (COP) geschlossen.

Bereits am Freitag hatte die IJI den Gedenktag für den abgestürzten Präsidenten Zia-ul Haq zur Auftaktveranstaltung für den bevorstehenden Wahlkampf genutzt. Tausende an der überdimensionalen Faisal-Moschee in Islamabad versammelte Bhutto-Gegner applaudierten der Rede von Zias ältestem Sohn, Ejaz Ul Haq, der dazu aufrief, sich für „den Islam, Pakistan, Kaschmir und Afghanistan zu erheben“. Der Achtunddreißigjährige forderte darüberhinaus die Wiederaufnahme der Untersuchungen zum Tod seines Vaters. „Nun, da die Bhutto-Regierung nicht mehr an der Macht ist, dürfte es keinen Hinderungsgrund mehr geben, die Mörder zu bestrafen“. Eine Untersuchungskommission hatte festgestellt, daß der Absturz der Präsidenten-Maschine auf Sabotage zurückzuführen war. Erst durch Zia's Tod wurde vor zwei Jahren der Weg für freie Wahlen geebnet. Der gläubige General hatte 1977 den Vater von Frau Zulfikar Bhutto abgesetzt und 1979 seine Hinrichtung gebilligt.

Neben dem amtierenden Präsidenten der „Pakistanischen Moslemischen Liga“ und Ministerpräsidenten unter General Zia, Mohammed Khan Junejo, waren auch der Führer der „Islamischen Demokratischen Allianz“, Nawaz Scharif, sowie mehrere Minister und ehemalige Gouverneure des Punjab und der Nordwestlichen Grenzprovinz auf der Gedenkdemonstration erschienen.

Die breite politische Allianz gegen die Bhutto-Partei schien in den letzten Tagen allerdings noch durch die Einwände von Ejaz ul Haq gegen den amtierenden Übergangspremier Mustafa Jatoi gefährdet. Mit seinen rund 300.000 Mitgliedern der Zia-ul Haq Stiftung drohte Ejaz eine eigene Partei zu gründen, sollte sich die Moslem Liga nicht von der Regierung des ehemaligen PPP-Mitglieds distanzieren.

Jatoi habe sich beeilt, weitere Posten an ehemalige Parteigänger der Bhutto-Familie, wie Mustafa Khar und Jam Sadiq Ali zu vergeben, dieselbst nicht vom Vorwurf der Korruption frei seien, warnte Ejaz.

Mustafa Jatoi, der bereits unter Zia-ul Haq hinter Gittern saß, zog es denn auch vor, Zias Todestag in seiner von ethnischen Konflikten zerütteten Heimatprovinz im südlichen Sind zu verbringen. Aber auch dort hat Ejaz-ul Haq, der fürs erste nur mit der Organisation der Moslem Liga, der stärksten Fraktion innerhalb der IJI, betraut ist, einen äußerst erfolgreichen Propaganda-Feldzug im Namen seines Vaters und des Islam hinter sich. Als einziger Politiker scheute er sich nicht, in Hyderabad am Ort des Mai-Massakers an der indischstämmigen Bevölkerungsgruppe der Mohadjir eine Rede zu halten.

SL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen