: Der Club der klugen Rechner
■ Die Bremer Handelskrankenkasse begrüßte gestern ihr 100.000 Mitglied
Als der 17jährige Realschüler Frank Weyer aus Delmenhorst am 1.August 1990 seine Ausbildung zum Speditionskaufmann bei „Kühne & Nagel“ begann, ahnte er sicher noch nicht, welch schwerwiegende Folgen dies einmal für ihn haben werde. Um seiner gesetzlichen Krankenversicherungspflicht nachzukommen, sah er sich nach einer geeigneten Kasse um und landete dabei - nach einem „wohlüberlegten Entschluß“, wie die hkk mitteilte - bei „Bremens größter Angestellten -Krankenkasse“, der hkk (Motto: „Die leistungsstarke Krankenkasse für kluge Rechner“).
Die, so schien's, hatte schon sehnsüchtig auf sein Erscheinen gewartet, entpuppte er sich doch tatsächlich als das 100.000. Mitglied der altehrwürdigen Institu
tion!
Dieses Jubiläum nahm die Geschäftsführung denn auch gleich zum Anlaß, den adretten jungen Mann auf einer Pressekonferenz medienwirksam in ihrer „starken Solidargemeinschaft willkommen zu heißen“.
„Zwei Glückskinder“ wären heute anwesend, konnte gleich zu Beginn der Vorstandsvorsitzende der hkk, Peter Reumann, den zwischen Werbegeschenken und Kaffeetassen verbarrikadierten JournalistInnen berichten. Das eine wäre „natürlich die hkk
selbst“, das andere der Jung-Versicherte, dessen Entscheidung für diese Krankenkasse, bedingt durch „die guten Leistunen und die beispielhafte Betreuung“ derselben, „über alle Maßen zu beglückwünschen wäre“.
Dem frischgebackenen Werbeträger verschlug's ob solchen Lobes glatt die Sprache und so schritt man rasch zum Fototermin mit Shake-Hands und Blumenstrauß, wo der glückliche Gewinner noch einmal neben den ersten Herren des Hauses posieren durfte.
Nachdem die Presse nun hautnah erfahren hatte, wie glücklich man in der großen Familie der hkk sein kann und Herr Weyer etwas in den Hintergrund gerückt wurde, begann die Geschäftsführung damit, über die aktuelle Situation ihrer Krankenkasse zu informieren. Wobei sich bald das Gefühl einschlich - falls nicht bei der hkk irgendwie falsch versichert zu sein, denn, „die hkk bietet gute Leistungen, gilt als beispielhaft in der Betreuung ihrer Mitglieder, ist immer leicht und schnell erreichbar und hat zudem einen überaus günstigen Beitragssatz“.
Ob diese „überzeugende Rechnung“ auf die Anwesenden die gewünschte Wirkung hatte, bleibt wohl für immer dahingestellt. Zum Schluß gab's noch für jede/n ein Handtuch mit dem unmißverständlichen Hinweis: „Auch Sie können Mitglied der hkk werden.“ Ach, so.
Anissa Mülle
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