„Aktion Perestroika“ oben ohne

■ Vorständler Rainer Duhm tritt aus dem Projekt aus

Berlin (taz) - Rainer Duhm, Gründungsvorsitzender der „Aktion Perestroika“, hat Ende Juni sein Amt niedergelegt. Auf einer Vereinsversammlung an diesem Freitag will er zudem aus dem Verein austreten, teilte er der taz mit. Die „Aktion Perestroika“ war im Dezember 1989 ins Leben gerufen worden, um Gorbatschows Perestroika auch praktisch Hilfe zu leisten. Im März gab es erste Hilfsgütertransporte. An direkten Geldspenden kamen allerdings nur relativ wenig Geld zusammen. Den Großteil der Kosten übernahm Rainer Duhm privat sowie die Gruppe der beiden Mitvorständler, das „Experiment für eine humane Erde“ bzw. das Projekt „Meiga“.

Als die Aktion im Juni auf Plakatwänden für Spenden warb, hatten sich die internen Gewichte verschoben. Anfangs war die „Aktion Perestroika“ unabhängig von dem Meiga-Netzwerk gedacht, dessen Leiter Dieter Duhm von Beobachtern wie der Guru einer Sex-Kommune beschrieben wird. Dieter Duhm, so sein Bruder Rainer, habe „mit einer Brandrede“ die Unabhängigkeit der „Aktion Perestroika“ infrage gestellt. Als auch die beiden anderen Vorstandsmitglieder begannen, die „Aktion Perestroika“ öffentlich in die Nähe des Psycho -Zusammenhanges zu rücken, trat Rainer Duhm als Vorsitzender zurück. Nachdrücklich wies er darauf hin, daß keine gespendeten Gelder zweckentfremdet, etwa für „Meiga“, verwendet worden seien: „Dafür stehe ich ein.“

Den Vorwurf, die „Aktion Perestroika“ habe sich von Anfang an in die Nähe zu einer „Sex-Sekte“ begeben (siehe taz vom 28. Juli), weist Rainer Duhm ebenfalls zurück. Die „gesellschaftlich notwendige Bearbeitung der Thematik Liebe/Sex/Geschlechterleben“ werde von dem Experiment „seriös angegangen“, wenn er auch bei dem Projekt seines Bruders „deutliche Indizien für politisch-gesellschaftliche Ghetto-Mentalität“ erkennt.

Auf jeden Fall will Rainer Duhm nicht in „Sippenhaft“ genommen werden. So war nicht Dieter Duhm (wie irrtümlich in der taz vom 28. Juli behauptet), sondern Rainer Duhm in Stuttgart, um über den Wunsch des Moskauer Oberbürgermeisters Gawriil zu berichten, neugewählte Deputierte zu Studienbesuchen in westeuropäische Städte einzuladen.

Inzwischen, so Rainer Duhm, gebe es im Kreise von „Kulturschaffenden“ und Gewerkschaftern Gespräche mit dem Ziel, die Idee der breiten Hilfe für die Perestroika erneut aufzugreifen.

K.W.