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Im Schlepptau

■ betr.: "WEU tastet sich an den Golf heran", taz vom 22.8.90

betr.: „WEU tastet sich an den Golf heran“, taz vom 22.8.90

Die Westeuropäische Union (WEU) „kann der Kern für eine eigene Europäische Verteidigungsunion werden, wenn es sich herausstellen sollte, daß amerikanische und europäische Verteidigungsinteressen nicht mehr auf einen Nenner zu bringen sind“. So der Privatdozent für Politikwissenschaft an der Universität Münster, Richard Woyke, in dem 1985 bei Leske + Budrich, Opladen herausgekommenen Handwörterbuch Internationale Organisationen.

Auch wenn die WEU gegenwärtig im Begriff steht, sich ins militärische Schlepptau der USA in Richtung auf bewaffnetes Eingreifen gegen den Irak zu begeben, trifft Woykes Meinung über den politischen Stellenwert dieser ersten europäischen Organisation nach dem Zweiten Weltkrieg grundsätzlich und in langfristiger Perspektive zu. Die sich heute im Gegensatz hierzu befindende und möglicherweise verhängnisvolle Politik der WEU im „Golfkonflikt“ spiegelt letztlich die noch immer bestehende politische Abhängigkeit Europas von den USA wider. Diese so schnell wie möglich durch Vorantreiben der europäischen politischen Einigung abzubauen, sollte für alle innovativen Kräfte ganz weit oben in der Rangliste ihrer Ziele stehen, insbesondere für die Grünen. Sie müssen zu diesem Zweck meines Erachtens unbedingt energisch und zielstrebig mit anderen ökologischen Parteien auf europäischer Ebene Strukturen gemeinsamer politischer Willensbildung und -durchsetzung entwickeln. Eine solche Entwicklung würde sie auch in ihrem Kampf für alternative Energieträger stärken beziehungsweise für ein weniger vom Erdöl abhängiges Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das es Europa erleichtern würde, eine sozusagen „sanfte“, „zivile“ Politik gegenüber Konflikten wie dem jetzigen in Nahost zu betreiben.

Lutz Roemheld, Fröndenberg (BRD)

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