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Wolf im Schafspelz - oder: Wer ist Buthelezi?

■ „Häuptling Dr.Mangosuthu Gatsha Buthelezi, Haupt- und Polizeiminister von Kwa Zulu und Präsident von Inkatha“, ist eine der umstrittensten politischen Figuren Südafrikas

PORTRÄT

Von Hans Brandt

Nicht immer galt er ein solch verbitterter Widersacher des ANC. In seiner Jugend war der diese Woche 62 Jahre alt gewordene Buthelezi sogar Mitglied der ANC-Jugendliga. Und als er Anfang der siebziger Jahre seine „kulturelle Befreiungsorganisation“ Inkatha gründete, geschah dies nach ausdrücklicher Konsultation mit dem ANC. Inkatha, mit den ANC-Farben schwarz, grün und gold auf seinen Fahnen, sollte ein Standbein des ANC im ländlichen Südafrika werden. Doch Ende der siebziger Jahre kam es zum Bruch. Seitdem hat Buthelezi Inkatha bewußt als Konkurrent des ANC aufgebaut. „Der ANC hat seit Jahrzehnten eine Politik des bewaffneten Kampfes verfolgt“, schrieb der damalige Generalsekretär der Organisation, Oscar Dhlomo, 1986. „Inkatha bekennt sich zu Gewaltlosigkeit und Verhandlungspolitik.“ Auch das Placet der Zulu-Partei für das System der freien Marktwirtschaft wie auch ihre Opposition gegen Sanktionen hob Dhlomo hervor.

Mit diesen Grundlagen im Gepäck warb Inkatha in aller Welt, nicht nur in Südafrika, erfolgreich um Unterstützung in konservativen und in Wirtschaftskreisen. In der Bundesrepublik wurde die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU enge Verbündete. Sie finanziert Entwicklungs- und Forschungsprojekte, darunter das „Inkatha Institut“ in der Hafenstadt Durban. Auch in Südafrika haben Geschäftsleute lange Zeit auf Inkatha gesetzt. Als Alternative zum linken, antikapitalistischen ANC schien das eine gute Investition. Doch seit der Legalisierung des ANC im Februar geht die Rechung für Buthelezi nicht mehr auf. Es ist klar, daß der ANC in einem neuen Südafrika die stärkste Kraft sein wird, deswegen auch wählte die weiße Regierung ihn als Verhandlungspartner. Inkatha gilt zunehmend als regionale Macht, eine Organisation, die unter Zulus und in der Provinz Natal Einfluß hat, nicht aber auf nationaler Ebene und mit multiethnischem Profil wie der ANC. Eine landesweite Umfrage unter Schwarzen belegte dies eindrücklich. Nur zwei Prozent der Befragten setzten da auf Buthelezi.

Nicht nur von der Wirtschaft wurde der Chief lange umworben. Auch die Regierung bemühte sich noch letztes Jahr, ihn für ihre Reformstrategien zu gewinnen. Zwar hatte Buthelezi sich eine Machtbasis in einem von der Apartheid geschaffenen Homeland, Kwa Zulu, aufgebaut. Aber gleichzeitig kritisierte er immer wieder diese Strukturen und weigerte sich, Kwa Zulu in die politische „Unabhängigkeit“ von Südafrika zu führen. Das verlieh ihm auch unter Schwarzen eine gewisse Glaubwürdigkeit.

Doch seit Heranwachsen der Vereinigten Demokratischen Front (UDF) und der Gewerkschaftsföderation Cosatu Anfang der achtziger Jahre verlor Inkatha zunehmend politisch an Boden. Daß dies zu immer brutaleren Antworten von seiten der Organisation führte, spricht gegen sie. Mehr als 5.000 Menschen starben seither, Zehntausende flohen. Örtliche Inkatha-Führer in Natal versuchten mit Schlägertrupps, Mitglieder zu rekrutieren. Dutzende von Augenzeugen belegen die Brutalität dieser sogenannten „warlords“, Vertreter einer Organisation, die sich zur „Gewaltlosigkeit“ bekennt.

Buthelezi selbst hält viel auf die Tradition der Zulus. Kwa Zulu ist für ihn kein Homeland, sondern die moderne Form des historischen Zulustaates. Auch die kriegerische Tradition des Stammes, den die Buren 1838 mit der „Schlacht am Blut -Fluß“ in die Knie zwangen, wird vom Homeland-Chef aktiviert. Die Waffen der Inkatha-Kampftruppen wurden gerade in den letzten Monaten als „Teil der traditionellen Kleidung“ verharmlost. Und Buthelezi selbst kann, zumindest verbal, sehr aggressiv werden. „Ich hätte Inkatha anweisen können, auch den letzten Brocken von Unterstützung für UDF und ANC in Kwa Zulu und Natal zu vernichten“, sagte er letztes Wochenende beim Kongreß der Inkatha-Jugendliga. „Aber ich habe nein gesagt. Verteidigung, das ist eins. Aber Gewalt zu fördern, etwas anderes.“

In der „Inkatha Freiheitspartei“, wie die Organisation seit Mitte Juli heißt, gibt es neben Buthelezi keine anderen prominenten Führer. Wen wundert da dessen starkes Geltungsbedürfnis? Fast täglich werden von seiner gut organisierten Pressestelle Statements des Inkatha -Präsidenten verbreitet. Meterweise tickern seine Reden durch die Agenturen. Jüngst listete er sogar mehrere Dutzend Anlässe auf, wegen derer er sich zu einem Treffen mit Mandela bereiterklärt hatte. Kritik läßt er andererseits nicht gerne auf sich sitzen. Mit Briefen, Gegendarstellungen und vor Gericht insistiert er auf der richtigen Darstellung seiner Ansichten.

Doch das Ansehen Buthelezis ließ in den letzten Monaten auch in konservativen Kreisen merklich nach. Dort macht man sich Sorgen über zunehmende Anzeichen, Inkatha-Mitglieder könnten sich von konservativen Weißen als chauvinistische Zulu-Schlägertrupps mißbrauchen lassen. Die sich seit Jahren häufenden Hinweise, daß die Polizei mit Inkatha-Mitgliedern zusammenarbeitet und daß lokale Führer als grausame Kriegsherren aufgetreten sind, machen nun auch frühere Unterstützer der Organisation nachdenklich. Die Adenauer -Stiftung, beispielsweise, will zwar Inkatha nicht ganz aufgeben. Aber sie sucht inzwischen nach passenderen Empfängern ihrer Gunst.

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