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„Sie hat uns alle hinters Licht geführt“

■ Ehemals Beschäftigte im Lichterfelder „Frauen Alten Haus“ erheben schwere Vorwürfe gegen die Initiatorin / Trotz drohender Räumungsklage soll sie bereits eine Bewohnerin aufgenommen haben

West-Berlin. Was sich zunächst so vielversprechend anhörte, erweist sich nun als betrügerischer Flop: Das „Frauen Alten Haus“ in Lichterfelde, von der Initiatorin Karin Fehlau als „menschenfreundliche Alternative zu herkömmlichen Altersheimen“ gepriesen, wird zumindest unter ihrer Aufsicht wohl keine Zukunft haben. „Sie hat uns alle hinters Licht geführt!“, erklärte die ehemalige von Fehlau eingestellte Heimleiterin gegenüber der taz. Sie hatte zusammen mit einer Altenpflegerin bereits im Juli ihren Hut genommen. Daß auch die Geschäftsführerin und die Wirtschaftsleiterin von alleine gehen, wollte Fehlau nicht abwarten: Am 28. August entließ sie sie - fristlos.

Bereits im Mai mietete Fehlau einen drei Gebäude umfassenden Komplex, Alten- und Krankenpflegekräfte stellte sie mit der Zusage ein, daß das Haus am 1. Juli eröffnet wird. Doch dazu kam es nicht: Der Eröffnungstermin wurde immer wieder verschoben und interessierte alte Frauen mit Vorverträgen vertröstet. Wenn die Gehälter an die Angestellten überhaupt ausgezahlt wurden, so die ehemalige Geschäftsführerin, habe Fehlau die Sozialabgaben nicht abgeführt, obwohl sie auf den Gehaltsabrechnungen abgezogen wurden. Von dem Verkauf von rund 200 Betten - die aber, wie sich herausstellte, nicht ihr, sondern dem Vermieter gehörten - habe sich Fehlau einen 12.500 DM teuren BMW geleistet.

Der als Träger des Hauses vorgesehene Verein „Senioren -Generationen-Verbund“ - Gründerin und 1. Vorsitzende ist Karin Fehlau - sei bereits 1989 hoch verschuldet gewesen. Mit der Begründung, daß weder die Heizung noch die Warmwasserversorgung funktioniere, habe Fehlau auch die Miete in Höhe von monatlich 116.670 DM von Anfang an nicht bezahlt. Sie selbst jedoch vergab Zimmer zur Untermiete an ehemalige DDR-Bürger und StudentInnen, Kostenpunkt pro Zimmer 250 DM, Verdienst für sie: rund 4.500 DM pro Monat.

Wie die taz weiter erfuhr, soll sich Fehlau die Finanzierung von zwei Benefizkonzerten für das Haus nur durch Tricks erschlichen haben: Mit der Angabe, sie verfüge über Treuhandkonten in Höhe von 1,5 Millionen DM, erhielt Fehlau einen Bankkredit über 20.000 DM - Unterlagen oder eine schriftliche Bestätigung der Treuhandkonten hatte aber zumindest die ehemalige Geschäftsführerin, die selbst keine Unterschriftenvollmacht besaß, niemals gesehen. Der Konflikt spitzte sich zu, als die Heimleiterin sich weigerte, Vorverträge mit potentiellen Heimbewohnerinnen abzuschließen und Fehlau sie daraufhin kurzerhand vom Dienst suspendierte.

Eine über 80jährige Dame hat Fehlau am 28. August bereits aufgenommen - obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon wußte, daß der Vermieter aufgrund der säumigen Mieten eine Räumungsklage gegen sie angestrengte.

maz

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