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Südafrika: Nach 17 Tagen Streik bei Mercedes beendet

■ Die Streikenden wollten separate Tarifverhandlungen mit MBSA erreichen

Aus Johannesburg Hans Brandt

Ein wilder Streik von 156 Arbeitern im Werk von Mercedes -Benz Südafrika (MBSA) in der Hafenstadt East London wurde am Sonntag beendet, als streikende Arbeiter nach 17 Tagen der Besetzung von schwer bewaffneten Polizisten aus dem Werk entfernt wurden. MBSA zufolge gingen die Arbeiter, Mitglieder der Metallgewerkschaft NUMSA, ohne Widerstand. Die Arbeiter selbst behaupteten, mit Gewehrkolben geschlagen und von Hunden gebissen worden zu sein. Die Arbeiter, etwa zwölf Prozent der NUMSA-Mitglieder bei MBSA, wollten mit dem Streik separate Tarifverhandlungen bei MBSA erreichen. Damit widersetzten sie sich der NUMSA-Führung, die seit einiger Zeit branchenweite Tarifrunden durchzusetzen versucht.

Die Besetzung des Werks hat nach MBSA-Angaben bisher über 200 Millionen Rand (etwa 120 Mio. D-Mark) Verluste verursacht. Doch die Verhandlungen zwischen NUMSA und der Firma dauern an, nachdem MBSA-Chef Christoph Köpke die Entlassung der streikenden Arbeiter als endgültig bezeichnet hatte. Les Kettledas, Vertreter der NUMSA, nannte die Entlassungen unfair. MBSA hat angeboten, diese Frage in einem Schlichtungsverfahren klären zu lassen.

Köpke machte die Wiederaufnahme der Produktion von der Klärung dieser Fragen abhängig. In einer ganzseitigen Anzeige in der Johannesburger Tageszeitung 'Business Day‘ forderte der MBSA-Chef zudem Garantien von NUMSA, daß alle anderen Arbeiter bereit sind, im Sinne der Abkommen zwischen NUMSA und MBSA die Arbeit wieder aufzunehmen. Dies sei notwendig, „wenn wir alle auf ehrliche Weise einen Betrieb aufbauen wollen, auf den wir stolz sind und der zur Entwicklung einer demokratischen, nichtrassistischen Zukunft beiträgt“, hieß es in der Anzeige.

Besonders schlechte Beziehungen zwischen Gewerkschaft und Konzernleitung haben bei MBSA in den vergangenen Jahren immer wieder zu scharfen Auseinanderstzungen und langen Streiks geführt. Köpke selbst übernahm die Leitung, um die Beziehungen mit der schwarzen Belegschaft zu verbessern. „Wir sind drastisch vorgegangen gegen Mitglieder des Managements, die sich nicht zu einem nichtrassistischen Südafrika bekannt haben“, beteuerte er am Sonntag. „Aber wir erwarten ein ähnliches Vorgehen von der Gewerkschaft.“

Die Probleme innerhalb der NUMSA werden unter anderem darauf zurückgeführt, daß die Gewerkschaft 1987 aus dem Zusammenschluß von verschiedenen Gewerkschaften entstand. Ehemalige Mitglieder der Gewerkschaft SAAWU bei MBSA, die jetzt gestreikt haben, scheinen sich noch nicht mit der derzeitigen NUMSA-Führung, die nicht aus der SAAWU kam, abgefunden zu haben.

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