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Möhren statt Öl

Bonn (taz) - „Wenn Irak Möhren statt Öl produzieren würde, gäbe es die US-Intervention am Golf nicht.“ Zum Auftakt des von der grünen Bundestagsfraktion veranstalteten Hearings zur Golfkrise formulierte Joe Stark aus Washington D.C. gestern in Bonn die Kritik an der westlichen Großmacht schärfer als so mancher bundesdeutsche Linke/Grüne in den Wochen seit dem irakischen Einmarsch in Kuwait. Für den Chefredakteur der renommierten Zeitschrift 'Middle East Reports‘ geht es bei dem militärischen Aufmarsch der USA „vor allem darum, daß General Dynamics und andere große Konzerne auch künftig die Differenz zwischen den 26 Dollar Rohölpreis und den 80 Dollar Endverbraucherpreis kassieren und die weltweiten Verteilwege kontrollieren können“. Auf dem zweitägigen Hearing analysieren internationale Politikwissenschaftler u.a. aus der Krisenregion die Lage Iraks und Kuwaits im internationalen Spannungsfeld und die Auswirkungen auf den israelisch-palästinensischen Konflikt. Zum Abschluß sollen heute morgen die Rolle der Bundesrepublik und die Position der Grünen diskutiert werden. Die Bundestagsfraktion hofft, auf der Basis der Veranstaltung zu einer gemeinsamen Haltung in der Bewertung des Konflikts zu gelangen. In den letzten Wochen hatten führende Grüne sehr kontroverse Positionen, bezogen auf die Frage einer etwaigen militärischen Rolle der BRD im Golfkonflikt. „Ist die Opposition mächtig genug, den Kurs der Außenpolitik auf der Basis einer unaufgebbaren pazifistischen Grundhaltung so zu bestimmen, daß sie jenseits folgenloser politischer Appelle in der Lage ist, eine friedliche Dynamik der Konfliktlösung in die Wege zu leiten?“ beschrieb Fraktionssprecherin Antje Vollmer das Dilemma.

Andreas Zumach

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