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Wismut-Kumpel abgefunden

■ Schachtbesetzung beendet, nachdem Abfindungen zwischen 20.000 und 30.000 Mark zugesagt wurden

Chemnitz (adn) - Nach einem Teilerfolg haben rund 5.000 Wismut-Bergleute in den Bergbaubetrieben Schmirchau, Drosen, Beerwalde, Paitzdorf und Aue noch am Freitag abend die Besetzung ihrer Schachtanlagen beendet. Seit dem Morgen hatten sie stellvertretend für die insgesamt 34.000 Wismut -Beschäftigten gegen ihre Perspektivlosigkeit im krisenbedrohten Uranbergbau demonstriert.

Das DDR-Wirtschaftsministerium hatte schließlich, nachdem der geschäftsführende Minister Gunter Halm angerufen worden war, der Zahlung eines Ausgleichs für die nächsten drei Jahre nach Ausscheiden aus dem Betrieb zugestimmt. Für einen normal verdienenden Bergmann können das 20.000 bis 30.000 DM sein. Außerdem wird die Bergmannsvollrente auch bei Kurzarbeitergeld gezahlt, wenn der Beschäftigte die entsprechende Untertagezeit vollendet und das Alter von 50 Jahren erreicht hat. Die befürchtete Aufrechnung der Vollrente bei Kurzarbeitergeld fällt demzufolge weg. Vertreter aller Bergbaubetriebe der Wismut hatten zuvor auf einem abendlichen Meeting in Schmirchau nochmals Druck gegen die Regierungsvertreter gemacht.

Bereits am Nachmittag hatte das Wirtschaftsministerium die von der Generaldirektion der SDAG Wismut vorgelegte Konzeption zum Abschluß der Uranerzgewinnung (Abfahrkonzeption) bestätigt und sie zur weiteren Arbeitsgrundlage erklärt. Weiteres Ergebnis der Verhandlungen ist die Genehmigung einer neuen Produktionslinie - Maschinen- und Anlagen- sowie Straßen und Gleisbau. Deren Finanzierung soll bis 28. September geregelt werden. Die bisher von der Wismut geprägten Räume Gera, Ronneburg, Altenburg, Aue und Königstein werden zu Wirtschaftsförderregionen erklärt, um die Beschaffung von neuen Arbeitsplätzen zu forcieren. Fördergesellschaften sollen entstehen, die für die Regionen Arbeitsbeschaffungsprogramme aufstellen. Dazu finden mit Vertretern der Bergbaubetriebe am 21. September weitere Beratungen statt.

Das 1946 von der sowjetischen Militäradministration zum Abbau von Uranerz gegründete und später zur Sowjetisch -Deutschen Aktiengesellschaft (SDAG) erweiterte Unternehmen hat keine Zukunft mehr. Nachdem zunächst Uran gefördert worden war, um mit den USA in der Atomwaffenproduktion mithalten zu können, und dann für den zivilen Gebrauch von Kernkraftwerken produziert wurde, will sich die Sowjetunion aus dem Geschäft zurückziehen.

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