OibE — die geheimen Stasi-Offiziere

■ Die Staatssicherheit besetzte Schlüsselpositionen in allen Bereichen mit ihren Offizieren

Sie waren die Geheimsten der Geheimen: die „Offiziere im besonderen Einsatz“ — kurz OibE genannt. Ihr Auftrag wurde in einer geheimen Verschlußsache des Stasi-Ministers Mielke (GVS 0008 — 10/86), die am 1. 5. 1986 in Kraft trat, festgelegt: Gut getarnt hatten die OibE „im Kampf um die Erhaltung und Sicherung des Friedens sowie zur allseitigen Stärkung und zum Schutz des Sozialismus“ alle wichtigen Schlüsselpositionen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zu besetzen. Über 2.000 dieser OibEs hat es nach einer Gehaltsliste des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des MfS gegeben, die in der Abteilung XII des Stasi-Kraken geführt wurden.

Zu ihrer Austattung gehörten falsche Papiere, die sie als harmlose DDR-Bürger auswiesen. Neben den regulären Gehältern der ihnen zugewiesenen Stellen bezogen sie vom MfS Aufschläge, damit sie auf den Sold eines Stasi-Offiziers kamen. Etliche von ihnen sitzen auch heute an alter Stelle — als leitende Mitarbeiter in Ministerien, in Betrieben, in Universitäten, der Polizei und nicht zuletzt im staatlichen Komitee zur Auflösung der Stasi.

Besonderes Interesse legte die Stasi aber auch auf die Kontrolle der Volkspolizei. So mußten nach einer geheimen Durchführungsbestimmung des MfS vom 14.5.1987 alle Leitungsfunktionen der politischen Dezernate der Volkspolizei in den 15 DDR-Bezirken mit getarnten OibEs besetzt werden. Ihre Hauptaufgabe war dort die „wirksame politisch- ideologische und erzieherische Arbeit“, das heißt die Bewertung und Überwachung der Arbeit der Volkspolizei.

Das besondere Augenmerk galt dabei der „Ausprägung eines aufgabenbezogenen Feindbildes“ und der „konsequenten Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit“ sowie den „Prinzipien der Konspiration und Geheimhaltung“.

Wachen sollten die OibEs auch über die „unbedingte Befehlstreue, die hohe Einsatzbereitschaft und die Disziplin in der Aufgabenerfüllung“ der Vokspolizei. Wolfgang Gast