Steigende Benzinpreise, steigende Reisekosten

■ Auch Shell erhöht/ Nach BP- auch Esso- und Aral-Manager beim Kartellamt

Berlin/Hamburg (dpa/taz) — Das Bundeskartellamt will erst nach Abschluß der jüngsten Benzinpreisrunde reagieren. Am Mittwoch erhöhte auch die deutsche Shell als vierte der fünf großen Mineralölgesellschaften den Preis für alle Benzinsorten um fünf Pfennig und für Dieselkraftstoff um drei Pfennig. BP, Esso und Aral hatten in dieser Woche die Kraftstoffe in gleicher Höhe verteuert. Nur die DEA gibt den Sprit noch zu unveränderten Preisen ab. Man beobachte den Markt, teilte die DEA-Zentrale mit.

Nachdem die Wettbewerbsbehörde am Dienstag Vertreter von BP nach Berlin zitiert hatte, mußten am Mittwoch Esso und Aral dem Amt in Berlin die Gründe für die jüngsten Preiserhöhungen darlegen. Das Kartellamt geht davon aus, daß die Mineralölkonzerne ihren Sprit zu einem großen Teil aufgrund langfristiger Lieferverträge erhält, also insofern nicht von den Preisbewegungen in Rotterdam abhängig ist. Allerdings stellen ihnen die Muttergesellschaften einfach einen höheren Abgabepreis in Rechnung — die Zusatzgewinnne tauchen in den bundesdeutschen Bilanzen nicht oder nicht vollständig auf. Zu den derzeitigen Anhörungen will sich die Behörde jetzt noch nicht äußern, hieß es auf Anfrage. Das augenblickliche Vorgehen bezieht sich allerdings nur auf den Großraum Hamburg, wo das Benzin besonders teuer ist. In der Billigregion Ruhrgebiet wurde der Treibstoffpreis in den letzten Tagen zudem stärker angehoben als im Norden.

Nach der erneuten Preisrunde kostet bleifreies Normalbenzin in der Bundesrepublik durchschnittlich 1,31 DM, wobei es allerdings starke regionale Schwankungen gibt. Bleifreies Super kostet 1,36 DM, verbleites Super 1,45 DM und Dieselkraftstoff 1,10 DM.

Die Mineralölgesellschaften sind mit Informationen über bevorstehende Preiserhöhungen äußerst zurückhaltend geworden, weil das Bundeskartellamt ihnen Ende August vorgeworfen hat, sie würden „unter Einschaltung der Tagespresse“ ihr Verhalten am Markt abstimmen. Diesen Vorwurf halten die Unternehmen zwar für unzutreffend — weder ließe sich die Tagespresse einfach einschalten, noch hätten sie die Initiative für Benzinpreis-Meldungen ergriffen —, doch wollen sie dem Kartellamt keinen Vorwand für weitere Maßnahmen liefern. diba