Jungfrauen für den Weltfrieden

■ Wie „Weltspiegel“-Moderator Ernst Elitz einmal die Not der Männer so gut verstand QEURSPALTE

Gestatten Sie, ich möchte Sie einmal etwas fragen, von Frau zu Frau gewissermaßen. Sitzen Sie noch vorm Fernseher, wenn Ihr Mann wieder einmal im „Weltspiegel“ Erstaunliches, Erschütterndes und Erregendes zu Gesicht bringt? Es gibt Sie ja sicher, Frau Elitz. Denn eigentlich hat ja jeder anständige Mann weltspiegelweit eine anständige Frau. Und wenn die mal nicht zur Hand ist... eben!

Just darum ging es am Sonntag abend in der „Weltspiegel“-Sendung. Erst kam ein Bericht über amerikansiche Truppen samt monströser Mega- Ausrüstung im Wüsten-Wartestand. Es folgte eine Reportage über tapfere US-Reservisten, die nun wieder in einen möglichen Krieg müssen. Damals in Vietnam hatten sie es — anders als im 2. Weltkrieg — ziemlich schwer mit der öffentlichen Akzeptanz. Die PR-Arbeit muß da nicht recht geklappt haben. Aber für die haben wir jetzt ja den Mobilmachungs-„Weltspiegel“.

Und so führt der Bericht die tapferen Reservisten-Ehefrauen und -Kinder vor, die zwar traurig, aber gefaßt sind, wenn zum Beispiel ihr Pfarrer- Daddy, der schon in Vietnam war, jetzt wieder los muß. Man bespricht Grabangelegenheiten, macht letzte Besuche, denn wer weiß, ob er wieder kommt. Aber, sagt eine der drei frischen Reservistentöchter: „ich liebe meinen Vater, ich weiß, daß es die Möglichkeit gibt, daß er nicht wiederkommt, und das regt mich wirklich auf. Auf der anderen Seit sind wir stolz auf ihn, weil er es für die ganze Welt tut.“ Was für Frauen!

Danach ergreift Elitz wieder das Moderatorenwort, um die Kurve zum angekündigten Bericht „Jungfrauen fürs Bordell“ zu kriegen. Und das geht so: „Es sind auffällig viele Frauen unter den Reservisten. Sie haben Spezialausbildungen, die in Saudi-Arabien gebraucht werden. Die weiblichen Soldaten leiden aber vielleicht auch nicht so unter bestimmten Entbehrungen wie ihre männlichen Kollegen in der saudischen Wüste. Truppenausflüge gehören deshalb zum Militärprogramm. Als die Amerikaner in Vietnam waren, wurden Flugzeugladungen voller Soldaten nach Thailand geflogen, für Kurzurlaube in das größte Bordell der Welt, nach Bangkok...“

So ist es. Haben Sie genau zugehört, Frau Elitz und Tochter Elitz, so es Sie gibt! Es ist ja nicht nur so, daß Männer Sex brauchen, das sowieso. Aber Frauenbrauch ist sozusagen weltfriedensmäßig unbedingt notwendig. (Wer weiß, ob das nicht der eigentliche Grund für die amerikanische Vietnamniederlage war: Und wer weiß, was für geheimnisvolle „Spezialausbildungen“ deshalb die weiblichen GI's heutzutage haben?) Denn nach dem guten alten Modell: der Mann — ein explosionsgefährdeter Dampfkessel mit Schwanz anstelle eines Überdruckventils (Frauen sind ja eher Töpfe ohne Deckel oder ganz einfach Löcher, da kann nichts passieren!), nach diesem Modell ist es einesteils selbstverständlich, daß der Kriegermann im ehefraulosen Krieg Huren braucht, und andernteils für die armen Thai-Eltern im Prinzip, bei der katastrophalen Armut dort, ein schöner Zugewinn, wenn sie ihre 13jährigen verkaufen können. Oder wie Elitz selber wörtlich im Abspann sagt: „Es hört sich zynisch an, aber in Thailand ist ein Mädchen wie ein Bausparvertrag“.

Ein Elend allerdings ist es, daß die verkauften Mädchen so schnell verseucht sind mit Geschlechtskrankheiten und Aids usw. Da wäre es doch zutiefst human und friedensfördernd — und den Amis könnten wir auch mal zeigen, wie der deutsche Geist einfach der überlegenere ist —, wenn deutsche Frauen hier eine saubere Alternative böten.

Bei dieser hohen Aufgabe ginge es natürlich nicht ums Geldverdienen; das haben unsere Eltern und unsere jungen Frauen nicht nötig. Wir sind ja nicht Dritte Welt! Und es wäre auch unfair, bei sozialen Diensten schnödes Geld in Anschlag zu bringen. Unser Friedensbeitrag in Form einer reisenden Triebentsorgungsstation wäre Ehrensache: Dienst am weltweiten Vaterland. Und Sie, Frau Elitz, würden die Schirmherrschaft übernehmen für die Sex & Peace Mission: „Deutsche Wertarbeit-Mädels für internationale Friedensschwänze!“ Christel Dormagen