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Das Paradies der Automaten

Überall stehen und hängen sie herum, die Getränke-, Kaffee- und Zigarettenautomaten. Schokoriegel, Blumen und Kondome halten dienende Maschinen für uns bereit. Das Paradies der Automaten ist Japan. 5,3 Millionen sogenannte Verkaufs- oder Kundendienstautomaten waren im letzten Jahr in Nippon im Einsatz. Sie erwirtschafteten einen Umsatz von fast 40 Milliarden Dollar. Auf 23 Einwohner kommt einer dieser seltsamen Blechdiener. Das ist Weltrekord.

Alles, was der japanische Kunde wünscht, kann er hier kaufen: Hamburger, Whisky, Pornohefte oder einen Strauß Schnittblumen. Glaubt man Experten, steht den dienstbaren Niemanden eine glänzende Zukunft bevor. Denn die klingenden und blinkenden Wunderwerke der Technik, die niemals murren und fast nie kaputtgehen, haben die Herzen der Japaner erobert. Die Maschinen erfüllen das Diskretionsbedürfnis der japanischen Konsumenten, die es vorziehen, Schuhe oder eine Flasche Alkohol aus dem Automaten zu ziehen. Bequemlichkeit wird als ein weiterer Vorteil der Maschinen angesehen. So gibt es im Land der aufgehenden Sonne zu jeder Tages- und Nachtzeit Einkaufsmöglichkeiten: Steaks, Eier, Bibeln, Regenschirme und sogar Schmuckstücke sind im Angebot. Doch die Automatenbegeisterung wirft auch Probleme auf, speziell bei den Minderjährigen. Die Kids werden täglich mit Schnapsflaschen oder Pornoheften konfrontiert, die sie still und heimlich für ein paar Münzen kaufen können. Einige Gesellschaften haben sich gegründet, um wenigstens den Alkoholverkauf zu verbieten, allerdings angesichts der widerstreitenden Interessen ohne großen Erfolg.

In einigen Hotels wurden die Zimmerkellner bereits durch Automaten ersetzt, die Rasierapparate, Shampoos, Zahnbürsten, Erdnüsse, Präservative und anderen Schnickschnack präsentieren. Sogenannte „Love-Hotels“ (Bordelle) in Tokio haben sogar schon die Rezeption durch Schlüsselautomaten ersetzt. Der Kunde klimpert auf einer Tastatur, schiebt einige Geldscheine hinein, und prompt erhält er den Zimmerschlüssel — ungesehen und unerkannt.

Den absoluten Hit landete Anfang des Jahres ein großes Textilgeschäft in Tokio. Zum Valentinstag bot der Laden extravagante Damenslips im anonymen Automaten an. Die heißen Höschen gingen weg wie warme Semmeln, denn die wilden japanischen Romeos sind zu prüde, um sich an eine Verkäuferin zu wenden. Karl Wegmann

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