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Im Reichstag lauern die Asbestfasern

■ Hinter den Seitenwänden des Plenarsaals befinden sich noch Asbestplatten

Berlin. Auch im Reichstag sind noch Asbestplatten »in bestimmten Wandbereichen« vorhanden. Wie der Leiter der Berliner Bundestagsverwaltung, Hans-Jürgen Heß, freimütig präzisierte, sind diese Platten »vermutlich weit übers Haus verstreut«. Die Gefahr, daß nach Honeckers »Palazzo Prozzo« nun auch der ehrwürdige Wallot-Bau wegen Asbestverseuchung geschlossen werden muß, besteht laut Heß nicht.

Der Reichstag wurde in der parlamentarischen Sommerpause zum größten Teil von Asbest befreit, als noch nicht absehbar war, daß am 4. Oktober die 670 ParlamentarierInnen aus Deutschland-West und -Ost dort zur konstituierenden Sitzung zusammentreten. Im Zuge der laufenden Umbaumaßnahmen bewerkstelligten die Firmen die Sofortsanierung so unauffällig, daß sogar der stellvertretende Leiter der Reichstagsverwaltung Edmund Mattig von der neuesten Asbest-Meldung überrascht wurde. Laut Auskunft der Bundestagsverwaltung und der zuständigen Baudirektion ist der Reichstag bereits 1989 auf Asbest hin untersucht worden. Dabei stellte man durchweg eine unbedenkliche Belastung von weniger als 100 Fasern pro Kubikmeter Luft fest. Lediglich in einigen für Haustechniker zugänglichen Bereichen innerhalb der Dachkonstruktion wurden höhere Faserwerte registriert. Bei dem zwischen 1957 und 1971 im Auftrag des Bundestages erfolgten Wiederaufbau des im Inneren zerstörten Gebäudes war überwiegend Stahlbeton verwendet worden.

Ausgerechnet hinter den oberen Seitenwänden des mit neuen Teppichen und neuer Bestuhlung aufgemöbelten Plenarsaals lauert noch Asbest. Ein Verantwortlicher der Bundesbaudirektion meinte beschwichtigend, eine akute Gefahr bestünde nur dann, wenn wirklich noch einmal umgebaut werde und das Material zutage trete. Ein vorstellbarer »Ernstfall«: Berlin wird Hauptstadt. thok

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