: Lafontaine bei Gorbatschow
Moskau (dpa) — Der sowjetische Präsident Gorbatschow setzt auf eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem vereinigten Deutschland. Bei einem Gespräch mit SPD- Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine am Freitag in Moskau waren sich beide darin einig, die Möglichkeiten des deutsch-sowjetischen Vertrags müßten auf allen Gebieten ausgeschöpft werden. Bei dem zweistündigen Treffen in Gorbatschows Arbeitszimmer im Kreml dankte Lafontaine dem Präsidenten ausdrücklich für die Rolle, die dieser im deutsch- deutschen Einigungsprozeß gespielt hat. Wie Oskar anschließend mitteilte, spielte bei dem Gespräch auch der Abzug der sowjetischen Truppen aus der bisherigen DDR eine Rolle. Der SPD-Politiker regte ein Berufsausbildungsprogramm für ausscheidende sowjetische Soldaten an, das mit deutscher Hilfe verwirklicht werden solle. Gorbatschow habe sich weiter dafür ausgesprochen, für die in der UdSSR lebenden Deutschen sichere Rahmenbedigungen zu schaffen, teilte Lafontaine mit. Erörtert wurde auch die künftige Rolle Deutschlands in der internationalen Politik. Lafontaine plädierte in diesem Zusammenhang dafür, die Europäische Gemeinschaft solle künftig — anstelle von England und Frankreich — einen ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat erhalten. Dieser Vorschlag sei von seinem Gesprächspartner positiv aufgenommen worden. Das ursprünglich erst für den späten Nachmittag vorgesehene Treffen war kurzfristig vorverlegt worden, weil Gorbatschow an der Krisensitzung im Parlament über das neue Wirtschaftsprogramm teilnehmen wollte. In diplomatischen Kreisen wurde es als besondere Geste gewertet, daß Gorbatschow sich trotzdem so viel Zeit nahm.
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