: Bremen hilft Rostock: „Die tun mir einfach leid“
■ Neuer Verein will unbürokratisch Alten helfen
Direkt und unbürokratisch alten und behinderten Menschen helfen, das will der soeben gegründete Verein „Hilfe zur Selbsthilfe, Bremer helfen Rostockern e.V.“. Mit in Bremer Sparkassen ausgelegten Fünf- und Zehnmark-Spendenbescheinigungen sollen Geld gesammelt, sanitäre Einrichtungsutensilien gekauft und diese schließlich direkt an Rostocker Selbsthilfegruppen übergeben werden.
Eine Anfrage liegt bereits vor. Das Pflegeheim Stadtweide braucht unter anderem dringend Waschbecken, Toilettenbecken, Spülkästen und Duschbecken. „Wir wollen allerdings nur unter der Bedingung helfen, daß die Leute in Rostock die Einbaueinarbeiten selbst übernehmen“, betont Karl-Heinz Jantzen, Vorsitzender des Vereins und Senator außer Dienst.
So könne eine Menge Geld gespart und Eigeninitiative angeregt werden. „Was jetzt in der DDR passiert, ist doch nur wieder eine neue Bevormundung“, und das wolle der Verein anders machen, erklärt er den Grundgedanken der Aktion.
Entstanden war die Idee bei Besuchen von Altenheimen in Rostock. „Unmögliche Zustände“ bei der Versorgung und Unterbringung habe man dabei entdeckt. Auch von der Wiedervereinigung dürften sich Senioren keine Verbesserung ihrer Lage erhoffen, meint Sozialsenatorin Sabine Uhl, ebenfalls Mitglied des Vereins. Nach der gegenwärtigen Regelung erhalten DDR- Rentner nur 80 Prozent des in der BRD gültigen Sozialhilfesatzes von 481 Mark. Da die bürokratischen Mühlen bekanntlich langsam mahlen und es für viele der Betroffenen bald schon zu spät sein kann, will der Verein jetzt helfen.
„Also, mir haben die Menschen einfach leid getan“, beschreibt Jantzen seine persönlichen Gefühle. „Die sind doch praktisch erst vor einem Jahr aus der Diktatur entlassen worden und jetzt haben sie gar nichts mehr davon.“
bz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen