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Neu im Cinema: „American Diner“ von Barry Levinson

■ Imbissbude im Kinohimmel

Diner ist schon lange ein Geheimtip: Ein Film, über den diejenigen, die ihn im Ausland oder bei Sonderaufführungen gesehen haben, mit Begeisterung reden, und bei dem keiner so richtig erklären kann, warum er erst jetzt, mit acht Jahren Verspätung, ins deutsche Kino kommt. Diner ist der erste Film von Barry Levinson — ein so guter Einstand, daß sich alle späteren Filme daran messen müssen. Auch wenn Tin Man, Good Morning, Vietnam oder Rainman viel aufwendiger sind und mehr Kasse machten, bleibt doch Diner der Film, für den Levinson in den Kinohimmel kommen wird.

Levinson erzählt darin von seiner Jugend im Baltimore der späten fünfziger Jahre, und ihm gelingt dabei einer der wenigen autobiographischen Filme, die weder rührselig in Nostalgie versinken noch die eigenen Erfahrungen zu letzten Weisheiten hochstilisieren. Stattdessen stellt er uns seine Klicke vor: Fünf Freunde, die sich in einer typisch amerikanischen Imbissbude treffen (eben im Diner, das sich inzwischen zu einer Pop-Ikone entwickelte), um dort herumzuhängen, herumzualbern und sich vor dem Erwachsenwerden zu verstecken.

Dieses Plappern mit Ketchupflecken auf dem weißen Oberhemd und dem Mund voller Pommes ist das Zentrum des Filmes; man spürt, daß die fünf miteinander so entspannt sind, daß alles, was sie sagen, richtig und komisch klingt; so schlagfertig werden sie nie wieder sein. Und draußen lauern die Schwierigkeiten: Sex und die Ehe. Frauen haben im Diner keinen Eintritt, und so freundschaftlich und feinfühlig die fünf miteinander umgehen, so roh und unsicher sind sie den Mädchen gegenüber. Der eine ist bereits verheiratet und kann keine fünf Minuten mit seiner Frau reden, der andere steht kurz vor seiner Heirat und deshalb in heller Panik.

Es ist viel schöner, im Diner über Sex zu reden und damit anzugeben, als es wirklich zu machen. Die verklemmte Moral der fünfziger Jahre wird ironisch, aber nie überheblich vorgeführt.

Nur einer ist anders: ein richtiger Ladiesman, der so sanft und einfühlsam mit den Mädchen umgehen kann, daß man(n) auf der Stelle nachvollziehen kann, warum er so unwiderstehlich wirkt. Dieser Boogie war eine der ersten großen Rollen, mit der Mickey Rourke sich in Hollywood durchsetzte. Pauline Kael schrieb damals: „Mit etwas Glück könnte Rourke ein großer Star werden. Er hat Schmiß, Charisma und ein süßes, pures Lächeln,

hierhin das tanzende Paar

das überrascht. Er scheint für dich zu spielen und sonst niemanden.“

Diner ist die Eastcoastversion von American Graffiti und mindestens genauso gut; ich säße sogar lieber mit Rourke im Imbiss als mit Dreyfuss im Auto. Wilfried Hippen

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