Hollands Höchster

■ Namenlos im Dreiländereck

Zu Holland ist uns nichts eingefallen“, sagt die Euro-Redakteurin. Ja, ist es denn zu fassen — so nieder können die Niederlande doch gar nicht sein, als daß sie nicht auch irgendwo ihren höchsten Punkt hätten. Und was für einen: Es ist nicht etwa eine Nordsee-Düne, sondern ein Massiv von exakt genauso hohen 321 Metern wie der deutsche Drachenfels. Ein Berg allerdings ohne Namen, zudem mit deprimierendem Beigeschmack: Die Holländer müssen ihn sich mit den Nachbarn BRD und Belgien teilen. Der Gipfel ist das Dreiländereck bei Aachen.

Hierhin pilgern die Einheimischen in beeindruckenden Massen. Sie bezeichnen das Gebiet als holländische Alpen und holländische Schweiz. Hier tragen sie ihre Wanderstiefel und üben das Bergauffahren im Auto (mit einer echten Serpentine), bevor sie sich in die richtigen Alpen wagen. Die Restaurationen ringsum heißen „Schneeberg“, „Edelweiß“ und „Bergpanorama“. Freizeitparks und Vergnügungs-Center aller Art sind — oft grob naturmißachtend — in Bau oder geplant.

Das sorgt für Verdruß mit den Nachbarn. Geographie-Professor Helmut Breuer von der TH Aachen hat allerdings Verständnis für die Berg-Euphorie: „Der hoogste punt van Nederland ist eben eine besondere Attraktion. Dies kann nur verstehen, wer ein Leben lang ein paar Meter unter Meeresspiegel wohnt.“

Doch eben dieser Meeresspiegel hat es auch in sich. Die Belgier attackieren die stolzen niederländischen Höhenflüge vehement: Sie behaupten kühl, Hollands Höchster sei nur 319 Meter hoch, weil sie mit Ostender Normalnull statt Amsterdamer etwas knapper messen. Eine meerestiefe Gemeinheit. müll