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DDR-Ministerrat tagte zum allerletzten Mal

■ Nach 168 Tagen Regierungsarbeit verabschiedete sich Premierminister de Maizière mit einer Bilanz

Berlin (ap) — „Wehmütig“ sei die Stimmung gewesen, berichtete der Ministerpräsident der Noch-DDR. De Maizière fand einen Vergleich: „Es war halt wie bei einer Abiturfeier.“ 168 Tage nach ihrem Start saß die erste und letzte freigewählte demokratische Regierung der DDR gestern zum letzten Mal im Ostberliner Ministerratsgebäude zusammen. Entspannt wie nie zuvor zog de Maizière danach mit einer „Träne im Knopfloch“ eine positive Bilanz von mehr als fünf Monaten „härtester Arbeit“. Daß es ein steiniger Weg war, räumte der Regierungschef ein. Im vergangenen Juli sei er knapp davor gewesen aufzugeben, sagt er unverblümt. Nach der Umstellung auf die D-Mark sei die Liquidität der Betriebe gefährdet gewesen, die Probleme des Handels und der Landwirtschaft hätten ihn schier verzweifeln lassen. Wenn die Bauern drauf und dran sind, ihre Felder anzuzünden, dann sei die Moral eines ganzen Volkes am Ende. „Bis zum Schluß“, so ihr Chef, hat die Regierung ein außergewöhnlich hohes Arbeitspensum bewältigt und eine Unzahl von Gesetzentwürfen zur Angleichung der Verhältnisse an die in der Bundesrepublik verabschiedet. Dabei habe der Einigungsprozeß eine Eigendynamik entwickelt, die alle Beteiligten überrascht habe. Als besondere Erfolge seines Kabinetts hob de Maizière die Kommunalwahlen im Mai, die Vorbereitungen für die Wiedereinführung der Länder und die Staatsverträge mit der Bundesregierung sowie das Vertragswerk über die volle Souveränität Deutschlands hervor. SEITE 4

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