: DDR-Institut entwickelte ein eigenes Mittel gegen Aids
Berlin (dpa/taz) — Trotz Behinderung durch das SED-Regime konnte in der DDR offenbar erfolgreich ein Mittel gegen Aids entwickelt werden. Es handelt sich um Fluorthymidin, das bis zu zehnmal wirksamer als das einzige zugelassene Aids- Arzneimittel AZT sein soll, sagte am Mittwoch Versuchsleiter Eckart Matthes vom Zentralinstitut für Molekularbiologie (ZIM) in Berlin. Allerdings sei das Mittel auch mit doppelt so schweren Nebenwirkungen behaftet. Zudem sei noch nicht geklärt, ob eine niedrige Fluorthymidin-Dosis Aids-Patienten helfe. Das Medikament ist bisher nicht über Laborversuche hinausgekommen.
Weil das Thema Aids in der DDR jahrelang tabu war, sei auch die Forschung nach Arzneien gegen die Immunschwäche nicht gefördert worden. Fluorthymidin sei inzwischen auch in den USA, der BRD, Schweden und Belgien synthetisiert und im Reagenzglas sowie an Tieren erprobt worden. Die USA, wo die Substanz jetzt in die klinische Erprobung gehe, haben dem ZIM angeboten, sich an der zweiten Phase der klinischen Prüfung zu beteiligen.
Das ZIM habe noch weitere wirksame Anti-Aids-Substanzen entwickelt, die sich im Labor als weniger toxisch als AZT erwiesen hätten, sagte Matthes. Die pharmazeutische Industrie habe bislang aber wenig Interesse an diesen Substanzen gezeigt, weil ihr die Entwicklung zu einem Medikament zu teuer erscheine.
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