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Drei Jahre Haft für Dissidenten in Südkorea

Während Südkoreas Regierungspolitiker in letzter Zeit von einem „Tauwetter“ auf der geteilten koreanischen Halbinsel sprechen oder Demokratie und Meinungsfreiheit loben, geht es koreanischen Dissidenten im Süden nach wir vor an den Kragen. So verurteilte ein Seouler Strafgericht am Samstag den bekannten Oppositionellen Kim Kun Tae zu drei Jahren Gefängnis. Die Richter warfen dem Regimekritiker, der vor vier Jahren mit dem Robert- Kennedy-Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden und 1985 in der Haft schweren Folterungen ausgesetzt war, einen Verstoß gegen das Versammlungs- und nationale Scherheitsgesetz vor.

Angeblich soll Kim Kun Tae einer der Drahtzieher der gewaltsamen Demonstrationen vom Mai dieses Jahres gewesen sein. Der Zusammenschluß von Regierungs- und Oppositionsparteien war Anlaß des Protests von über 100.000 Menschen gewesen — der größten seit 1987.

Seit dem Amtsantritt des Staatspräsidenten Roh Tae Woo im Frühjahr 1988 bis Juni dieses Jahres wurden im Tagesdurchschnitt 3,7 Personen aus politischen Gründen verhaftet, schreibt das Menschenrechtskomitee des NCCK. Gegenwärtig sollen fast 1.300 Personen inhaftiert sein. Es sei deshalb töricht, von demokratischer Entwicklung zu sprechen, solange Andersdenkende immer noch verfolgt würden. Peter Lessmann

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