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Paris: Keine Sonderkontakte zum Irak

■ Moderate Töne Saddams erfolglos/ Bush fordert vor UNO: Nicht mit der Annexion Kuwaits abfinden

New York/Nikosia (ap/afp/dpa) — Frankreich hat Bagdader Anspielungen entschieden zurückgewiesen, wonach beide Staaten „besondere Kontakte“ mit dem Ziel unterhielten, die Golfkrise beizulegen. Die am Sonntag abend im irakischen Fernsehen verlesene Rede des irakischen Präsidenten Saddam Hussein, in der er den Abzug der irakischen Truppen aus Kuwait erneut ablehnte, habe „abgesehen von einem etwas anderen Ton im Grunde nichts Neues enthalten“, hieß es am Montag morgen im Elysee-Palast. Paris und Bagdad unterhielten ausschließlich reine „Routinekontakte“. Ungeachtet des französischen Dementis kündigte Bagdad die Ausreise von neun weiteren französischen Geiseln an.

Neben Frankreich reagierte auch Großbritannien ablehnend auf den Vorstoß Saddams, der eine internationale Lösung des Golfkonflikts nicht mehr ausschloß und die Bereitschaft zum Dialog mit Paris erklärte. In einer Botschaft am Geburtstag des Propheten Mohammed sprach er sich für einen friedlichen Dialog statt der Sprache „der Drohungen und Warnungen“ aus. Eine Rückkehr zu den Verhältnissen vor dem 2. August — dem Tag des irakischen Einmarschs in Kuwait — lehnte er aber weiter entschieden ab. Gleichzeitig wolle er aber prüfen, ob die Vorschläge des französischen Staatspräsidenten Mitterrand als Grundlage einer Lösung dienen könnten. Mitterrand hatte einen umfassenden Friedensplan für den gesamten Nahen Osten vorgeschlagen.

Nach einer allgemeinen Würdigung der neuen Rolle der UNO betonte US-Präsident in seiner Rede am Montag abend vor der UNO-Generalversammlung erneut die internationale Entschlossenheit, sich mit der Besetzung Kuwaits durch den Irak nicht abzufinden. Bereits am Sonntag wurde aus der UNO bekannt, daß Vertreter der USA und der Sowjetunion am Entwurf einer weiteren Resolution des Weltsicherheitsrates arbeiteten. Er sehe die Anwendung militärischer Gewalt für den Fall vor, daß der Irak von den Embargo- und Boykottmaßnahmen, die bisher schon beschlossen wurden, nicht in die Knie gezwungen werde. Die UdSSR will im Ernstfall die Interventionstruppen dem UN- Oberkommando unterstellen.

Das britische Verteidigungsministerium hat am Montag jeglichen Kommentar zum Einsatz atomarer Waffen durch britische Truppen im Golf abgelehnt. Am Sonntag hatte die britische Zeitung 'Observer‘ einen ungenannten, ranghohen Offizier mit der Erklärung zitiert, die britischen Truppen würden auf den Einsatz von Giftgas mit nuklearen Gefechtsfeldwaffen reagieren.

Der ägyptische Präsident Mubarak hat jedes Zugeständnis an den Irak vor einem Abzug der Invasionstruppen aus Kuwait abgelehnt. In der Montagsausgabe des Pariser 'Figaro‘ sagte Mubarak: „Ich glaube, wenn das Embargo Früchte trägt, wird der irakische Präsident gezwungen sein, uns zu antworten. Anderenfalls ist der Krieg unvermeidlich.“ Verständnis äußerte Mubarak für die PLO und Jordanien, die in der Kuwait-Krise eine relativ irak- freundliche Politik verfolgen.

Der iranische Außenminister Welajati und sein saudischer Amtskollege haben in New York eine Wiederaufnahme ihrer 1988 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen sowie die Golfkrise erörtert.

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