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Blankenburg wird Flüchtlingslager

■ Ehemaliges Kloster wird Sammellager für „Zuwanderer nichtdeutscher Naionalität“

Der wechselvollen Geschiche des Kloster Blankenburgs wird ein weiteres Kapiel hinzugefügt. Nachdem das alte Kloster jahrelang als Verwahranstalt für psychische Kranke genutzt worden war, hatten im vergangenen Jahr dort Flüchtlinge und Übersiedler aus der DDR ein Dach über dem Kopf gefunden. Jezt, so verkündette gestern der grüne Bundesrats-und Flüchtlingsminister Jürgen Trittin, soll dort ein zentrales Übergangslager für Asylbewerber entstehen.

120.000 Flüchtlinge hatte das Land Niedersachsen allein bis zum August dieses Jahres unterzubringen. Soviel wie im gesamten Vorjahr. Die Prognosen sind wegen der Krisen in aller Welt steigend. Um dem wachsenden Zustrom und dem damit verbundenen extremen Unterbringungsproblemen Herr zu werden, verkündete Jürgen Tritin gestern die Einrichtung einer zweiten zentralen Anlaufstelle. Neben Braunschweig werden ab dem 1. Novemeber auch in dem ehemaligen Kloser am Stadtrand von Oldenburg Asylbewerber untergebracht, die aus anderen Bundesländern nach Niedersachsen verlegt werden.

Trittin zieht damit die Konsequenzen aus der Tatsache, daß es immer schwerer wird billigen Wohnraum zu beschaffen, und die Gemeinden zunehmend überfordert sind, bei kurzfristiger Zuweisung Platz bereitzustellen. Dazu kommen laut Trittin, Probleme mit dem Konzept der Anlaufstelle in Braunschweig. „In Braunschweig hat man eine zentrale Anlaufstelle gebildet, um das Asylverfahren zu beschleunigen und gleichzeitig die Leute, die sich nicht auf ein geschütztes Recht berufen können, schnell abschieben zu können. Dieses Konzept ist gescheitert.“ Das Konzept, so Trittin, habe inzwischen dazu geführt, daß in Braunschweig eine „katastrophale Überbelegung“ von bis zu 400 Personen herrsche.

14 Tagen bis vier Wochen sollen die Flüchtlinge in Blankenburg bleiben, bis sie auf die niedersächsischen Gemeinden verteilt werden. Siebenhundert „Zuwanderer nicht deutscher Nationalität“, wie sie Minister Trittin nannte, werden auf die nächsten Jahre die weiträumige Klosteranlage bewohnen. Ausschlaggebend für das Ministerium waren Anlage und Ausstattung des Geländes. Trittin: „Wir haben Kloster Blankenburg gewählt, weil wir der Auffasung sind, daß man hier eine solche Einrichtung noch am besten machen kann.“ Die Flüchtlinge könnten je nach Nationalitäten und Familienstatus auf einzelne Häuser verteilt werden. Mit entsprechender sozialer Betreuung, die auch die Einrichtung von zwei verschiedenen Großküchen vorsieht, will man versuchen, ethnische Konflikte einzudämmen. 13 Millionen Mark wird das Jahr jährlich für die Anlaufstelle bereithalten. Die Stadt Oldenburg soll durch die Einrichtung von Kloster Blankenburg keine weiteren neuen Flüchtlinge zugewiesen bekommen. Gödecke M.

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