piwik no script img

Schlag gegen Bush

■ Abgeordnetenhaus lehnt Haushaltskompromiß ab: Schwerste innenpolitische Niederlage des Präsidenten in seiner bisherigen Amtszeit/ Auch Golfpolitik in Frage gestellt

Washington/Berlin (taz/wps) — Die US- Regierungsangestellten, die auch samstags arbeiten müssen, brauchen heute voraussichtlich nicht zum Dienst zu erscheinen. Wenn Präsident Bush nicht noch in letzter Minute einem neuen Krisenmanagement zustimmt, befinden sie sich ab sofort in Zwangsurlaub. Und ab Montag dürfen mehr als eine Million officers zu Hause bleiben.

Denn das Abgeordnetenhaus hat den Haushaltskompromiß abgelehnt, den Bush, die Führer der Republikaner und der Demokraten nach zähem Tauziehen ausgearbeitet hatten. Tagelange Seelenmassage des Präsidenten und der Parteiführer bei den umworbenen Parlamentariern war umsonst: 254 Abgeordnete stimmten gegen die Vorlage, nur 179 waren für das ausgehandelte Sparprogramm.

George Bush hat damit die schwerste innenpolitische Niederlage seiner Amtsgeschichte eingesteckt. Politisch gefährdet ist aber auch die US-Politik am Golf, die sich bislang auf einen nationalen Konsens stützte.

Die jetzt abgelehnte Vorlage sollte das horrende Haushaltsdefizit der USA in den kommenden fünf Jahren um 500 Milliarden Dollar senken. Das parlamentarische Nein war parteiübergreifend. Die Republikaner stimmten dagegen, weil Bush sein Versprechen gebrochen hat, die Steuern nicht erhöhen zu wollen, während die Neinsager unter den Demokraten argumentierten, daß die Erhöhung von Steuern und Abgaben überwiegend die armen US- Amerikaner belasten würde.

Zudem zeigten sich viele ParlamentarienerInnen empört darüber, daß sie am Zustandekommen des Kompromisses nicht beteiligt und von ihren Parteiführern vor vollendete Tatsachen gestellt worden waren. SEITE 8

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen