: UNTERM STRICH
Alter Dampf“ und neues Senatsgeld, „Charakter“ im Gegensatz zu den „Staubsaugerfestivals“, die nur so einsammeln, was an Musikern so durch die Lande tourt, „Respekt“ vor den Musikern, die endlich aus der „Subkultur dieser Löcher (der Jazzklubs) rauswollen, die für Fans ja immer so toll sind“: Wortgewaltig stellt Programmator George Gruntz des nächste Berliner Jazzfest (31. Oktober bis 4. November) vor. Erster Schwerpunkt: Hommage an Clifford Brown. Max Roach kommt mit dem Trompeter Cecil Bridgewater; Helen Merrill; die Neobopper Terence Blanchard, Roy Hargrove und Gerard Presencer. Zweiter, spannender Schwerpunkt: Komposition. Was bringt Carla Bley mit ihrer „Very Big Band“? Was bringen Henry Threadgill mit seinem „Very, Very Circus“, der junge Schweizer Daniel Schnyder, das Orchestre National de Jazz unter der Leitung von Claude Barthelemy aus Frankreich, das Klaus König Orchester? Dritter Schwerpunkt: der Schwanengesang (Gruntz) der DDR. Ihre besten Institutionen überleben den Staat: das Jazzorchester der DDR (Leitung Günter Sommer) und das Zentralquartett (Sommer! Gumpert! Petrowsky! Konrad Bauer! wirklich die zentralen Jazzer der Honecker-Ära). Freuen wir uns auf den spröden Witz beider Gruppen. Erfreulicherweise hält Gruntz standhaft eine Nische für Experimentelles und Unbekannteres offen: das Schweizer Quartett Doran-Studer-Burri-Magenat und die Berliner Gruppe Association Urbanetique. Und den Abschluß feiert Dizzy Gillespie mit seinem „United Nation All Star Orchestra“. Jost Gebers, der seit 21 Jahren das Total Music Meeting im Quartier Latin organisiert, stellte sein Konzept mit ironischem Blick auf Gruntz vor: die Korrrespondenzen zwischen europäischen und amerikanischen Entwicklungen improvisierter Musik. Fünf Nächte lang lassen Gruppen um Schlippenbach, Butch Morris, Ned Rothenberg, Georg Gräwe und Louis Sclavis, Solisten wie Rüdiger Carl, Lindsay Cooper, Dietmar Diesner und Steve Lacy Gegensätze und Gemeinsamkeiten lebendig werden.Infos: Berliner Festspiele, Budapester Str. 50, 1 Berlin 30, Tel. 030/254 89-0
Den deutsch-französischen Übersetzerpreis 1990 hat die Stiftung der Deutschen Verlags-Anstalt an Wolfgang Günther aus Plessa und an Fabienne Blaise aus Lille verliehen. Wolfgang Günther will die Maurice-Ravel-Biographie von Marcel Marnat ins Deutsche übertragen. Die Altphilologin Fabienne Blaise (Jahrgang 1957) plant, Wilhelm Diltheys „Weltanschauung und Analyse des Menschen seit Renaissaince und Reformation“ ins Französische zu übersetzen.
Die englischsprachige Enzyklopädie des Holocaust, die in diesem Jahr gleichzeitig in Israel und in den Vereinigten Staaten erschienen ist, kommt Anfang 1992 auch in einer deutschen Ausgabe heraus. Der Berliner Argon Verlag und der Verlag Sifriat Poalim aus Tel Aviv kündigten dieses Projekt bei der Frankfurter Buchmesse an. An der Enzyklopädie waren mehr als 200 bekannte Historiker und Wissenschaftler beteiligt. Mit etwa 1.000 Stichwörtern wird der Völkermord an den Juden dokumentiert.
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