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Neuer Teerhof heizt die frische Luft

■ Um die Investitionskosten niedrig zu halten, bekommt die Weserinsel eine einfache Gas-Heizzentrale

„Die beste aller möglichen Lösungen“ sollte die neue Teerhofbebauung werden, ein Projekt, das als „gereifter demokratischer Bürgersinn ein ausgewogenes Verhältnis von Rücksichtnahme und Individualität und damit demokratische Baukultur“ repräsentieren sollte.

Das jedenfalls bekennt die Teerhof-Gesellschaft ausgiebig in der Präambel ihrer Satzung. An dieser eigens gegründeten Gesellschaft ist neben der Weser-Wohnbau GmbH und der Bremer Schoss auch die Bremer Sparkasse beteiligt.

Doch beim Umweltschutz hören die hohen Ziele der Teerhof- Investoren auf: Die Luxus- Wohn-und Kulturinsel wird mit einer einfachen Gas-Heizzentrale ausgestattet. Die Abwärme wird ungenutzt in die Bremer Luft abgegeben.

Die Entscheidung für eine einfache Gaszentrale widerspricht den Empfehlungen des Energie- Beirates, die 1988 an den Bremer Senat für eine ökologische Energiezukunft der Hansestadt abgegeben wurden. Cornelius Noack, Vorsitzender des ehemaligen Gremiums: „Von der Größe her würde sich auf dem Teerhof ein Blockheizkraftwerk optimal anbieten“. Wenigstens fünf Vorteile böte diese Versorgungslösung:

Die optimale Nutzung der Energie durch Kraft-Wärme-Kopplung

Ein weiterer Stützpunkt für ein dezentrales Energie-Versorgungsnetz in Bremen

Der Strom, der in einem Blockheizkraftwerk zusätzlich gewonnen würde, könnte in das Netz der Stadtwerke eingespeist werden und langfristig die höheren Investitionskosten ausgleichen.

Mehr Strom im Netz der Stadtwerke kann langfristig die Kohleverfeuerung der Großkraftwerke reduzieren.

Nur viele kleine, über die Stadt verteilte Stromerzeuger könnten nach dert Jahrtausendwende den Neubau eines großen Kraftwerks überflüssig machen. Dann nämlich steht das alte Kohlekraftwerk im Hafen zur Schließung an.

Die Baugesellschaft, die Weser-Wohnbau GmbH, lehnt die Verantwortung für die Gaszentrale ab. „Wir haben mit der Heizversorgung das Ingenieur-Büro Reuter und Miebach beauftragt“, erklärte Bauleiter Appeldorn. Die hätten eine einfache Heizzentrale für die 225 Wohnungen und die diversen Veranstaltngsorte empfohlen. Eine Änderung des Konzeptes sei nicht vorgesehen, die Ausschreibungen für die Arbeiten stünden vor dem Ende.

Auch der Stadtwerke-Vorstand hat seinen Teil zu der Heizzentrale beigetragen. Die beabsichtigte Feuerungsanlage sei „als die wirtschaftlichste vom Aufsichtsrat zur Kenntnis genommen“ worden, erklärte Pressesprecher Bernd auf Anfrage.

Kritiker Noack läßt das Argument der Wirtschaftlichkeit nicht gelten.

Seine Vermutung: Die Stadtwerke haben kein Interesse an einem Blockheizkraftwerk, weil sie zu ihren Strom-Überkapazitäten nicht noch zusätzlichen Saft in ihr Netz eingespeist bekommen wollen.

Das plandende Ingenieurbüro Reuter und Miebach beruft sich auf betriebswirtschaftliche Interessen seines Auftraggebers, der Weser-Wohnbau. „Das ist alles eine Frage von Investitionskosten“, erklärte der befaßte Ingenieur Arndt. Ein Blockheizkraftwerk für die Teerhofinsel sei viel zu teuer. Markus Daschner

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