piwik no script img

Öko-Ente im Disney-Look

■ Zeichentrickserie, ZDF, 16.35 Uhr, nach einer Idee von Hermann van Veen

Als „ein gezieltes Kinderprogramm, keine Vorabendserie zwischen den Werbeblöcken“ kündigte ZDF-Redakteur Markus Schächter die Zeichentrickserie Alfred J. Kwak nach einer Idee des holländischen Unterhaltungskünstlers und Rockmusikers Hermann van Veen an. Es handelt sich um eine für europäische Verhältnisse sehr aufwendige Produktion, deren Qualität der Animationen an den internationalen Standard anknüpft. Die 52teilige Serie entstand als Koproduktion des holländischen Fernsehens, dem ZDF und japanischen Rundfunkanstalten. Den Löwenanteil der 40 Millionen DM Produktionskosten übernahm das ZDF.

Gezeichnet wurden die Abenteuer der kleinen Watschelente von Harald Siepermann und Hans Bacher. Die beiden Künstler konnten bereits bei internationalen Großproduktionen wie Falsches Spiel mit Roger Rabbit Erfahrungen als Storyboard-Designer sammeln. Der Disney-Einfluß der Zeichnungen, vor allem der Entenfigur, ist so unübersehbar, daß Disney Deutschland zunächst gegen die Ausstrahlung prozessierte.

Im Gegensatz zum Wirken des exzentrisch-neurotischen Matrosen aus Entenhausen, ist Alfred J. Kwak jedoch ein didaktisch klug aufgezogenes Projekt, das sich klar an Kinder wendet. Keine Brutalitäten im Stil von Bugs Bunny, nicht diese Lokomotive aus dem Tunnel, die immer wieder den Kojoten überrollt, so daß er in die Form der Bahnschwellen gepreßt wird und als Ziehharmonika herumläuft, keine verwirrend schnellen Schnittfolgen.

Alfred ist eine Weisen-Ente. Kurz nachdem er aus dem Ei geschlüpft ist, werden seine Eltern auf der Flucht vor den Baukolonnen des geldgierigen Bauunternehmers Hippo, der Groß-Wasserland in einen Freizeitpark verwandelt, überfahren. Nur Alfred entgeht der Katastrophe und wird vom Maulwurf Henk großgezogen.

Alfred, der putzigerweise in einem großen Holzschuh wohnt, ist ein quirliger Typ, der sich an der Wirklichkeit dieser Welt reibt und mit vielem nicht zufrieden gibt. Hermann van Veen, seit 1968 Botschafter der Kinderhilfsorganisation UNICEF, hat die Serie vollgepackt mit humanistischen Botschaften. Die Abenteuer, die Alfred zwischen Groß- Wasserland, dem Himalaya und der Südsee erlebt, sind so konzipiert, daß Erwachsene und Kinder diese gemeinsam anschauen können, um entstehende Fragen gleich zu beantworten, nach dem Prinzip „Fingerzeig statt Zeigefinger“, so Redakteur Schächter.

In einer Folge hat Alfred zum Beispiel einen Traum. In der Wüste trifft er die Bewohner eines Dorfes, die alle am Verdursten sind. Plötzlich kommt ein Hubschrauber mit Hilfsgütern und wirft warme Decken und ohne Wasser vollkommen unbrauchbares Milchpulver ab. „Life-Geld“, ein berühmter Popstar, steigt aus einem Hubschrauber und benutzt die Hilfsaktion dazu, sich vor Kameras in Szene zu setzen, um noch berühmter zu werden. Da muß man als Elternteil schon mal 'ran, um die Zusammenhänge zwischen diesem obskuren Gejammer von wegen „We are the world, we are the children“ und dem Milchpulver zu erklären.

Für karitative Zwecke übernahmen in dieser Folge Nr. 20 die Rocksänger Ulla Meinecke und Heinz- Rudolf Kunze Sprechrollen. Ein Teilerlös der Videoverkäufe soll dem Weltkinderhilfswerk der vereinten Nationen zur Verfügung gestellt werden. Die kleine Ente, die ihren Namen van Veens Freund Alfred Biolek verdankt, geht auf Herman van Veens Unterstützung eines Brunnenprojekts in Äthiopien zurück, weswegen Alfred ein Wassertier sein mußte.

Die Urfassung des Kwak-Stoffes wurde 1985 als Theatersingspiel im Hamburger Schauspielhaus aufgeführt. Manfred Riepe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen