„Schöpfkellen“ — „Tornado“ — „Airbus“

■ Von „Focke-Wulf“ zur „Deutschen Airbus“ / Stichworte einer kleinen zivil-militärisch-zivilen Firmengeschichte hier bitte die beiden Flugzeuge

Airbus (links) schiebt Tornado (rechts) aus Bremer WerkshallenFotos: Archiv

1924 gegründet als „Focke-Wulf Flugzeugbau AG“. Das erste Produkt: Ein ziviles Kleinverkehrsflugzeug („A 16“).

Ab 1931 Aufstieg zu einem der wichtigsten Betriebe der „geheimen Reichswehrfliegerei“: Spezialität: militärische Schul- und Übungsflugzeuge.

1939, mit Beginn des Krieges, Übergang zu Kampfflugzeugen: u.a. dem Fernkampfbomber „Condor FW 200 C“ und dem Jagdflugzeug „FW 190 Würger“. 1944 hat „Focke- Wulf“ europaweit 120.000 RüstungsarbeiterInnen (ZwangsarbeiterInnen mitgerechnet). Während des Krieges in kleinem Umfang auch zivile Entwicklungen: In Erwartung des „Endsieges“ wurden große zivile Verkehrsmaschinen konstruiert.

1945: Die Alliierten verboten, Flugzeuge zu bauen. Die Beschäftigten der „Focke-Wulf“- Nachfolgefirmen fertigten „Alternatives“: u.a. Herde, Schöpfkellen, Brottrommeln, Bratpfannen, Leitern, Garderoben, Metallbetten und kleine Windkraftanlagen zur Energiegewinnung.

In den 50er Jahren: erneut Rüstungsaufträge.

1964: Zusammenschluß von „Focke-Wulf“ mit der Bremer „Weser-Flug“. Neuer Firmenname: „Vereinigte Flugtechnische Werke“ (VFW). Produkte: „Starfighter“, „Transall“ (Militärtransporter).

1969 Zusammenschluß der VFW mit dem niederländischen Flugbaukonzern „Fokker“. Ziviles Verkehrsflugzeug VFW 614 wird ein Flop. Ebenfalls 1969: Baubeginn für die zivilen Airbus-Langstreckenmaschinen A 300, von denen binnen der ersten zehn Jahre jedoch weltweit nur hundert Stück abgesetzt wurden. In Bremen produziert: die Flügelausrüstung.

1978: Die Teil-Fertigung für den „Tornado“ beginnt. Der „Tornado“ ist Nachfolger des „Starfighter“. Stückpreis: 105 Millionen Mark. In Bremen konstruiert und gefertigt: Das vordere Rumpfmittelteil.

1981: Fusion von VFW (ohne Fokker) mit MBB (Messerschmitt-Bölkow-Blohm) zu dem bundesdeutschen Luft- und Raumfahrtkonzern.

1989: Übernahme von MBB durch Daimler- Benz. Die bundesdeutsche Luft- und Raumfahrtindustrie wird zu einem Unternehmensbereich von Daimler-Benz („Deutsche Aerospace AG“).

Das Bremer Werk von MBB wurde im Zuge der Großfusion zweigeteilt. Der Luftfahrtbereich heißt fortan „Deutsche Airbus“, die Bremer Beschäftigten produzieren mit an „Tornado“, „Airbus“, „Fokker“ „Transall“. Der Rüstungsanteil im Bremer Werk schrumpft und liegt derzeit bei nur noch 15 Prozent, da die „Tornado“-Produktion bis 1991 ganz eingestellt wird und im Gegenzug bei „Airbus“ und „Fokker“ ein Produktions-„Hochlauf“ zu verzeichnen ist.

Die 250 Noch-Tornado-MitarbeiterInnen sollen in die Airbus- und Fokker-Produktion übernommen werden. Ob es zu einem militärischen Nachfolgeprojekt für den „Tornado“ kommt, ist unklar. KonstrukteurInnen der „Deutschen Airbus“ Bremen sind beteiligt an der Entwicklung von Bauteilen für den Prototyp des „Jäger 90“. Das Verteidigungsministerium hat über den Abbruch der teuren Entwicklung (sechs bis acht Mrd. Mark Entwicklungskosten) bisher nicht befunden. B.D.

Zum Nachlesen und Schmökern: Projektgruppe Betriebsgeschichte des Bremer Flugzeugbaus: „Wellblech und Windkanal“, Arbeit und Geschäfte im Bremer Flugzeugbau von 1909 bis 1989. Steintor 1989. 144 Seiten.