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„Wird heut in Berlin nich jewählt?“

■ Im Zentrum von Berlin herrschte gegenüber den Wahlen Gleichgültigkeit

Berlin, Prenzlauer Berg. „Wird hier heute nich jewählt?“ — Heinz kippt im Schusterjungen seine Molle. Bei so viel Wählerei dieses Jahr ist der Aushilfskellner durcheinander gekommen. Aber in der gefüllten Eckkneipe kümmert sich sowieso keiner um die Hintergrundberichte, die im Radio laufen; die Wahllokale haben gerade geschlossen. Gemurmel, Zigarettenqualm und der blinkende „Sesam“ an der Wand, ein Spielautomat. Nicht allzu weit weg, am Alex, interessiert sich zwischen Currys, Bierständen und Tineffbuden niemand für den Landtagswahlzirkus. Soeben heißt es im Autoradio, daß gleich erste Hochrechnungen eintrudeln. Wer auf dem Jahrmarkt ist, braucht keine Politikerstatements. Und auch ein Stück weiter in der „Alt- Cöllner Schankstube“ ist Politik ein Null-Thema, obwohl Rias 2 jetzt CDU-Streibls 55-Prozent-Sieg und den Einzug der Reps verkündet. Die drei Herren am Nebentisch schweigen mit glasigen Augen über ihren Gläsern. Dann redet einer über „Pilze, von denen es so viele gibt, daß die Leute sie stehen lassen“. asw

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