: Die M-Bahn muß der U-Bahn weichen
■ Senat wird U-Bahn zwischen Otto-Grotewohl-Straße und Wittenbergplatz wiederherstellen/ M-Bahn muß abgerissen werden/ Kosten: 176,5 Millionen Mark/ Nordring der S-Bahn erst ab 1996 fertig
Berlin. Die seit langem unterbrochene U-Bahn-Verbindung auf der Linie 2 zwischen Wittenbergplatz im Westteil Berlins sowie Otto-Grotewohl-Straße im Ostteil soll wiederhergestellt werden. Das beschloß am Dienstag die aus Senat und Magistrat bestehende Landesregierung. Die Inbetriebnahme ist für Oktober 1992 vorgesehen. Die Kosten für die Wiederherstellung werden nach jetziger Rechnung etwa 176,5 Millionen Mark betragen.
Damit werde eine weitere leistungsfähige Verbindung zwischen beiden Berliner Citys entstehen, sagte Bausenator Wolfgang Nagel (SPD). Der Ostteil der Strecke mit dem Endbahnhof Pankow-Vinetastraße war nach dem Mauerbau 1961 an der Otto-Grotewohl-Straße unterbrochen worden. Im Westteil wurde der Betrieb zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz 1972 eingestellt. Hier ist der Endbahnhof Krumme Lanke. Künftig soll die U-Bahn zwischen den Endbahnhöfen Pankow und Ruhleben pendeln.
Voraussetzung für die Wiederinbetriebnahme ist unter anderem der Abriß der M-Bahn bis Mai 1991, die teilweise auf der U-Bahn-Trasse verläuft. Außerdem müssen der Türkenmarkt in der Station Bülowstraße und der Flohmarkt am Nollendorfplatz weichen. So müssen die Bahnhöfe Potsdamer Platz, Gleisdreieck, Bülowstaße und Nollendorfplatz wieder hergerichtet werden, die Fahrstromversorgung sowie die Gleisanlagen teilweise erneuert werden.
Zur Finanzierung soll die Instandsetzung des S-Bahn-Nordringes um etwa zwei Jahre zurückgestellt werden. Baubeginn soll hier nun erst 1993 sein, Fertigstellung 1996.
Nagel zufolge erwies sich der rund 7,5 Millionen Mark teure Abriß der Magnetbahn als »besonders schwieriger Teil« der Planungen. Um Regreßansprüche der Betreiber unter Federführung der AEG auszuschließen, müsse das Prüfverfahren für die Bahn wie vorgesehen abgeschlossen werden. Sie müsse in den nächsten Monaten noch einen Sicherheitsnachweis erbringen, abschließend werde eine »Personenbeförderungsabnahme« stattfinden. »Krönung« sei dann der Abriß.
Ein Interesse Berlins an einem Einsatz der Magnetbahn bestehe nicht, sagte Nagel. Das System als solches sei nach seiner Erprobung aber anderswo einsetzbar, vielleicht am Frankfurter Flughafen. Auch der Magnetbahnhof Kemperplatz nahe der Berliner Philharmonie solle abgerissen werden. Die Architekten dieses Bahnhofsbaus hatte das Bundesbauministerium 1988 mit dem »Mies-van-der-Rohe-Preis« ausgezeichnet.
Die Verschiebung des Ausbaus des S-Bahn-Nordrings und des S-Bahnhofes Kolonnenstraße sei eine falsche Prioritätensetzung. Kritik am Senatsbeschluß kam vom AL- Abgeordneten Michael Cramer. Cramer kritisiert weiter, daß von den für U- und S-Bahn 1991 zur Verfügung stehenden 340 Millionen Mark allein 51 Millionen in den Weiterbau der U-Bahn ins Märkische Viertel gesteckt werden und fast 100 Millionen für die Modernisierung des schon bestehenden S-Bahn-Netzes ausgegeben werden. Für die S-BahnVerbindung von Wannsee nach Potsdam stehen hingegen nur fünf Millionen Mark zur Verfügung, die Strecke wird erst 1993 fertig.
Der Haushaltsansatz wurde ohnehin schon um 57 Millionen gekürzt, weil der Senat 1989 die zur Verfügung stehenden Mittel nicht voll ausgeschöpft hatte. Den Kürzungen fiel vorerst der Ausbau des S-Bahnhofes Wilmersdorf zum Opfer. dpa/ap/esch
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