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Toilettendeckel und ein Sack Kondome

■ Nebst Schirmen: Fundstücke aus Bus & Bahn, in der „Glocke“ versteigert

hierhin bitte das

Foto von der

Menschenmenge mit

Schirm links

Gefundenes und Suchende

Und hier sechs Schirme, drei Kinder-, drei Erwachsenenschirme. Wer bietet? „ Neunmalkluge versuchen's mit „Drei Mark“, aber die kennen den Herrn Obergerichtsvollzieher und Versteigerer Hoyer nicht. Selbst 10 Mark sind „zu wenig“; erst für 25 Mark steckt eine toupierte Dame die sechs Schirme ein. Die Bremer Straßenbahn (BSAG) versteigerte am Mittwoch die Fundsachen, die bis 31.Mai 1990 nicht abgeholt wurden. Eine traditionsreiche Veranstaltung mit bisweilen Volksfestcharakter, die seit 20 Jahren in der Glocke stattfindet. Ordnungsgemäß sechs Wochen in „der Presse“ aufgerufen, sind die Sachen in den Besitz der BSAG über gegangen. Der Erlös des ganzen, an die 10.000 DM, geht überwiegend in die Verwaltung der Fundsachen; was bleibt, kommt in die betriebseigene Pensionskasse.

Ein Feld für findige SoziologInnen tut sich auf bei der Versteigerung der Gegenstände, die die Fahrgäste der BSAG zwischen, auf und unter den Sitzen liegengelassen haben. Interessant sind dabei weniger die 1.300

Foto: Sabine Heddinga

Schirme, alljährlich Renner der Veranstaltung in der Glocke, im Sixpack schon für 15 DM ergatterbar. Aufschlußreich sind eher die 100 Rucksäcke, die wie die Berge an Turnschuhen und Jogginghosen vom Zeitgeist Kunde tun. Daß in Bremen aber auch noch großbürgerliches Erbe nachgeschleppt wird, erhellt aus den immerhin 18 Paar Ballettschuhen, die den Weg ins BSAG- Fundbüro in der Langenstraße fanden. Allerdings kreiert der Versteigerungstag der BSAG nicht nur eine In-, sondern mutmaßlich auch eine Out-Liste: Die vielen mechanischen Aufziehuhren mögen — aus der Mode — der TrägerIn nicht mehr allzu fest am Handgelenk gesessen zu haben. Und wie oft war wohl ein Schlüsselverlust (“ein Kiste zur Vernichtung“) eine Demonstration des Unbewußten? Oder gar der Sack voller Kondome, der für 25 DM unter Gejohle in die Hände einer schicken Weltläufigen kam (“Ich versorge damit die Familie, Sohn, Tochter und Mann. Der ist im Außendienst, und man weiß ja nie ...“).

Eigennamen der Mitsteigerer bekommt man nicht, obwohl sich die meisten zu kennen scheinen. Ein Ehepaar in der ersten Reihe, seit Jahren hier bekannt, hat einen Riesenhaufen Altkleider unterm Tisch liegen und klärt auf: Den

„Bisher ist immer alles weggegangen“: Regenschirme im Sixpack für 15 Mark, 100 Rucksäcke, Lumpen, gebündelte, ein Hörgerät und 18 Paar Ballettschuhe.

Namen könne man nicht sagen, weil sonst „die Steuer rumnervt“. Und überhaupt seien bis zu 75% des Publikums Flohmarktprofis, die z.T. Tausende hier umsetzten. Die Dame war schon auf Kindesbeinen hier mit dem Vater, der damals auch „gewerblich“ teilnahm. Zweitausend Mark will man heute ausgeben.

„Bisher ist immer alles weggegangen“, sagt Herr Hoyer mit Blick auf einen steinalten Walkman und mehrere Bündel Lumpen. Der BSAG-Verantwortliche, Heinz-Dieter Steinmeyer, hat allerdings auch „manchmal das Gefühl, daß das Sperrmüll ist“, was in der Straßenbahn „verloren“ wurde.

Doch das alte Dampfradio findet seinen Neubesitzer wie der große Fernseher und der Toilettendeckel und das Hörgerät, mit dem Mutti Vati beglücken will und die vielen Portemonnaies, die leeren.

Der Inhalt wurde nicht mitversteigert, der wandert vom Fundbüro direkt „in die Verwaltung“. Bus

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