: Betr.: Paul Klee Ausstellung in Bern und das Buch "Paul Klee: Das Schaffen im Todesjahr", hrsg. von Josef Helfenstein/ Stefan Frey.
„Engel, noch hässlich“ ist diese Bleistiftzeichnung von Paul Klee aus seinem Todesjahr 1940 betitelt. Die Figur des Engels, des geschlechtslosen Mittlers zwischen Himmel und Erde, hat in seinem Werk eine zunehmend große Rolle gespielt — und dieser Engel ist vielleicht der menschlichste unter ihnen: die Augen sind nicht blicklos, der Mund, noch im irdischen Grinsen verhaftet, ausdrucksstark, und zwischen den Beinen ein Ort. Die Flügel kündigen sich an, aber der Menschenengel schwebt noch nicht, seine Entwicklung zum Metaphysischen ist mit Krümmungen verbunden, die Schmerz verraten.
In seinen letzten Lebensjahren explodierte das Schaffen Paul Klees. Unter dem Eindruck des aufkommenden Krieges, der nazistischen Repression und dem Fortschreiten seiner unheilbaren Krankheit setzt um 1937 die letzte Werkperiode ein, die thematisch, aber auch formal eine äußerste Verdichtung bringt. Die Reihe der „Engel“ wird, wie die dunklen, magisch wirkenden Stilleben der Boote auf finsteren Flüssen, abgeschlossen durch das Thema des Todes selbst. Ein Buch zur derzeitigen Klee- Ausstellung in Bern, dem wir die Abbildungen auf diesen Seiten entnommen haben, beschäftigt sich mit seinem Spätwerk: „Paul Klee: Das Schaffen im Todesjahr“, hrsg. von Josef Helfenstein und Stefan Frey, mit Beiträgen von Marcel Franciscono, Charles W. Haxthausen, Wolfgang Kresten, Osamu Okuda, Anne Trembly und Otto K. Werckmeister. 304 Seiten, 351 Abbildungen (davon 56 farbig), Leinen, 98 Mark, Verlag Gerd Hatje in Stuttgart.
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