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Stasi-Vorwurf zurückgewiesen

■ Das Mitglied des Bündnis 90 und Bundestagsabgeordneter Ernst Dörfler weist Verdacht zurück

Berlin (taz) — Als „politische Kampagne“ wertet das Bündnis 90 die Stasi-Vorwürfe gegen den Bundestagsabgeordneten Ernst Dörfler. Marianne Birthler, ebenfalls Mitglied der Bonner Bündnis 90/Grünen-Fraktion, erklärte, mit den jüngsten Presseveröffentlichungen und den Einlassungen Bonner Politiker solle offenbar von den eigentlich schwerwiegenden Fällen abgelenkt werden. Am Vortag hatte der deutschlandpolitische Sprecher der CDU/CSU- Fraktion, Lintner, vier ehemalige Volkskammerabgeordnete, darunter Dörfler, zur Niederlegung ihrer Mandate aufgefordert.

Peter Hildebrant, Mitglied des Volkskammerausschusses zur Überprüfung der Abgeordneten auf eine mögliche Stasi-Mitarbeit, erklärte, das aus Mitgliedern aller Fraktionen zusammengesetzte Gremium sei in 55 von 56 Verdachtsfällen zu einstimmigen Bewertungen gekommen. Im Falle von Ernst Dörfler habe es einen Konsens gegeben, daß der Anfangsverdacht aus den eingesehenen Akten nicht begründet werden könne. Deshalb habe der Ausschuß keine Veranlassung gehabt, Dörfler die Niederlegung seines Mandats nahezulegen. Dörfler war unter Verdacht geraten, weil er in der Stasi- Mitarbeiterkartei als informeller Mitarbeiter geführt worden war.

Dörfler, der bereits auf der ersten Volkskammerfraktionssitzung des Bündnis 90 offen über seine Stasi-Erfahrungen berichtet hatte, wies den Vorwurf einer Stasi-Mitarbeit überzeugend zurück. Er sei als Mitarbeiter eines Umweltinstituts seit 1980 observiert worden, weil er über Kenntnis geheimgehaltener Umweltdaten verfügte. Aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber der Umweltpolitik sei er mit Publikationsverbot belegt worden. 1983 habe er seine Stellung aufgegeben, um als freiberuflicher Umweltautor zu arbeiten. Danach habe sich die Stasi direkt an ihn gewandt. Er habe weder Berichte geliefert, noch eine Verpflichtungserklärung unterschrieben. Dörfler betonte, er wolle mit der Offenlegung seiner Stasi-Erfahrungen einen Beitrag zur Entmystifizierung der Staatssicherheit leisten. Eis.

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