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Mit Vollgas zum Verkehrsinfarkt

■ Bundesumweltministerium sieht Blechlawine auf neues Deutschland zurollen/ Zweithöchste Autodichte auf der Welt/ 30-Millionen-Schallgrenze schon in der „alten“ BRD durchbrochen/ Osten holt auf

Berlin/Bonn (dpa/ap/taz) — Die Bundesregierung rechnet mit einer weiteren dramatischen Zunahme des Autoverkehrs im neuen Deutschland.

In einer vom Bundeskabinett verabschiedeten Antwort auf eine Große Anfrage der Koalitionsfraktionen zum Thema „Auto und Umwelt“ sagt Umweltminister Töpfer (CDU) für die neuen Bundesländer eine Verdoppelung des PKW-Bestandes auf rund 8 Millionen PKW innerhalb kurzer Zeit voraus.

Aber auch die „alte“ Bundesrepublik ist auf dem direkten Weg in den Verkehrsinfarkt. Nach Töpfers Zahlen gab es 1989 in den elf alten Ländern der Republik 30,15 Millionen Personenwagen und 1,36 Millionen Lastwagen. Auf zwei Erwachsene komme damit ein Auto, die 30-Millionen- Schallmauer sei erstmals durchstoßen worden, sagte Töpfer. Mit ihrem Motorisierungsgrad liege die „Bundesrepublik (alt)“ inzwischen weltweit an zweiter Stelle, noch deutlich vor Japan. Nur noch die USA hätten, bezogen auf die Einwohnerzahl, eine höhere Autodichte als die Bundesrepublik.

In den fünf neuen Bundesländern gab es im vergangenen Jahr 3,9 Millionen Personenwagen, das entspricht einem Motorisierungsgrad von einem Auto auf vier Erwachsene.

„Sollte auch hier das gleiche Zahlenverhältnis wie in den alten elf Bundesländern erreicht werden, so würde dies einen Zuwachs von vier Millionen Fahrzeugen bedeuten“, sagte Töpfer. Diese Entwicklung deute sich schon jetzt an. Allein im Sommer dieses Jahres hätten die Bürger zwischen Elbe und Oder bereits 400.000 Gebraucht- und 200.000 Neuwagen gekauft. Töpfer befürchtet, daß der Auto-Boom in der ehemaligen DDR die Pläne der Bundesregierung zur Reduzierung der Schadstoffe zunichte machen könnte. Daß die DDR-Motorisierung nichts anderes als eine Angleichung an den bundesdeutschen Autowahn ist, wurde schon gar nicht mehr erwähnt.

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