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Louis Althusser ist tot

■ Der Philosoph lebte am Ende sehr zurückgezogen

Paris (afp/taz) — Louis Althusser, Frankreichs berühmtester Marxist, ist im Alter von 72 Jahren am Montag in einem Krankenhaus in La Verrière au Mesnil-Saint-Denis bei Paris gestorben, wie am Dienstag bekannt wurde. Im November 1980 hatte er in einer manisch-depressiven Psychose seine Frau mit einem Kissen erwürgt; er wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, aus der er 1984 entlassen wurde. Danach ist es still um ihn geworden.

Althusser war 1948 der Kommunistischen Partei Frankreichs beigetreten. Er lehrte Philosphie an der Eliteschule Ecole normale supérieure. Als Theoretiker gehörte er zur strukturalistischen Schule, mit deren linguistischer Methode er die marxistische Lehre neu zu deuten versuchte. Unter Althussers Werken sind vor allem zu nennen „Für Marx“ (1965, in Deutschland 1968), „'Das Kapital‘, richtig gelesen“, „Ideologie und ideologische Staatsapparate“, „Lenin und die Philosophie (1974), „Elemente der Selbstkritik“ (1975) und „Die Krise des Marxismus“ (1977).

1978 stellte sich Althusser an die Spitze der innerparteilichen Kritiker. In einer aufsehenerregenden Artikelreihe „Ce qui ne peut plus durer dans le Parti communiste“ (Was in der KP nicht mehr so weitergehen darf) warf er der KP-Leitung vor, sie höre nicht auf die Basis, sondern setze ihre Entscheidungen von oben durch und lasse über feststehende Beschlüsse nur noch Scheindebatten abhalten. Die KPF brauchte auf die Vorwürfe nicht mehr unmittelbar zu reagieren, weil Althusser mitten in der Auseinandersetzung, nach dem Mord an seiner Frau, in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Althusser-Schüler aber, die ein auf Althusser-Thesen basierendes alternatives Parteiprogramm entwarfen, wurden aus der Partei ausgeschlossen.

Im Hamburger Argument-Verlag wird zur Zeit eine Althusser- Gesamtausgabe vorbereitet, zum Teil in neuen Übersetzungen. Bereits erschienen sind Band 2, „Macchiavelli, Montesquieu, Rousseau — Zur politischen Philosophie der Neuzeit“ und Band 4, „Philosophie und spontane Philosophie der Wissenschaftler“.

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